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an der Donau. Von Compositae sind nur wenige, sumpfliebende zu verzeichnen. Crepis paludosa Mnch., Senecio aquaticus Huds., Cirsium bulbosum Dec. Nasturtium palustre Del. und N. amphibium R. Br., Stellaria glauca With. Im Schindelwald ferner: Spergula nodosa L. Das Sumpfveilchen, Viola palustris L. mit dem Sonnenthau: Drosera rotundifolia L.

Nicht selten sind Geranium palustre L. und Parnassia palustris L., letztere zeigt die bekannte Erscheinung, daß Pflanzen, welche zugleich im Gebirge und in der Ebene vorkommen, gewöhnlich im Gebirge zuerst ihre Blüthen entfalten, wie Colchicum, Erica, Enziane u. A. So traf ich 1876 die Parnassia am Schindelwald 705 m den 16. August in voller Blüthe, auf den Bruderhofwiesen dagegen die ersten Blüthen am 26. August, also 10 Tage später bei einem Höhenunterschiede von 270 m. Thysselinum palustre Hoffm. (Schindelwald), um Tuttlingen Cicuta virosa L., Phellandrium aquaticum L. Das Fünfblatt Comarum palustre L. noch häufig im Schindelwald; um Tuttlingen: Tetragonolobus siliquosus Roth., Trifolium hybridum L., Tr. fragiferum L., Tr. filiforme L., Potentilla supina L.

An Sporenpflanzen oder kryptogamischen Gewächsen ist der Bezirk nicht sehr reich, da er überwiegend der Juraformation angehört.

Von Pilzen wären zu erwähnen die eßbare Spizmorchel Morchella conica Pers., sie findet sich im Frühjahre nicht selten in den Nadelwaldungen des Bezirks und wird zum Küchengebrauche gesammelt. Der trockene Spätsommer und Herbst 1877 war wieder sehr ungünstig zur Beobachtung von Pilzen.

Von Flechten einige homöomerische, Kalkfelsen bewohnende, so z. B. Collemma (Synechoblastos) turgidum Ach. mit C. granosum Wulf. Von heteromerischen Flechten: Psoroma crassum Ach. bei Fridingen etc. Amphiloma Callopisma Ach., Endocarpon miniatum Ach. verbreitet, Sphyridium fungiforme Schrad. im Schindelwald, hie und da Imbricaria Acetabulum Neck., die isländische Moosflechte Cetraria islandica L. häufig, namentlich auf dem Heuberge. Von dem Heer der überall gemeinen Lecidien, Lecanoren, Parmelien etc. soll nichts weiter aufgeführt werden.

Von Lebermoosen kommt die Marchantia polymorpha im Schindelwald vor, ebenso die Sphagnoecetis communis (Jungermannia Sphagni Dicks).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)