Seite:OberamtTuttlingen0141.jpg

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sellem Tag grad krank g’sei, ist dahom im Bett g’leaga. Do hot er si endli b’sunna und hot denkt: „’s ka nu emol nit anderst sei; i muoß hüeta, daß mei Weib und Kind ebbes z’eßa hont, und euser Got wird mir schau dia Sünd vergean und Mareia, eusere liebe Frau, wird für mi beata!“

So hot der Ma still in seim Hearze denkt, und do ist em uf oanmol eig’fallan: „aber worum kan i denn it au do unterm freia Himmel zu eusern Herrgot und der hoilige Jungfrau beata?“ Und mit dem Gedanka hot er noh emol nach seine Schoof guckt und hot se näher z’säme triba, hot si dernah hig’setzt uffen Stoan, der grad do g’leangan ist, hot sein Hut radaun und hot nu beata wölla.

Aber do hot er mit Schreacka g’merkt, daß em sei „Nüster“ feahlt. „Hüt gaht mir au älles hinterfür!“ hot er g’sait, und hätt naus möga, wo koan Loch ist, und lugt in der Verlegenheit so vor si hin uf Ein Plätzle. Uf dem Plätzle aber ist just a Busch g’standa und der hot schöne grüne Blättle g’hett, und dia Blättle hont so g’strahlet und glitzeret, daß der Ma si it g’nuag hot anseha könne.

„Ei, hot er nach-ere Weil denkt, dia Blättle hot euser Herrgot wachse laun und dia g’fallet mir airst; dia sind jo eaba so zierli und rund, wie d’schönste Perla von-eme Nüster.“ Und uf oanmol hot er ang’fanga z’beatan und hot ällemol a grüns Blättle rabrocha, wenn er an dees: „Ehre sei dem Vater: u. s. w.“ kumman ist; und hot oans ans andere higlait, daß a Ring draus worden ist wie a reats Nüster. Z’letzta hot er emol gucka wöllan, ob er mit dem airste Rosenkranz schau featig sei und hot dia Blättle abzählt, und do sinds eaba fuf’zig gsei. Aber wie er dees letzt Blatt ang’regt hot, do sind uf oanmol älle fufz’g Blättle lauter reate Goldstuck g’sei, oans schöner wies ander, daß der Ma seim Auge fast nit traut hot und ganz verstummet ist und z’airste nit g’wagt hot, dees viel Geald z’nemman und in Sack z’schiaba. Seitdem hot er koan Naut mai z’leida g’hett und hot au amme Fei’rtig nimme hüeta derfa. (M.)

Bei Mühlheim stand auch ehedem die „Luikapelle“ (Elogiuskapelle), die man vor nicht gar langer Zeit abgebrochen. Bei derselben wurde alljährlich im Monat Juni ein Pferdeumritt gehalten. Elogius, dem zu Ehren man diesen Umritt anstellte, war ein Schmid, und derselbe war so wunderbar geschickt, daß er den Pferden, die er beschlagen sollte, zuvor die Beine abschnitt,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)