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Bevölkerung der Baar statt der eng anliegenden schwarzen Kappen Hauben gebräuchlich mit gefärbten Einsätzen oder auch mit Gold und Silber gestickten Böden (Bletzen).

Die Tracht in Hausen o. V. ist bei den Frauen noch die der Baar und die älteren Männer tragen daselbst den spanischen Hut (Spitzhut), schwarze Lederhosen, lange blautuchene oder schwarzsammtene Röcke, lange schwarze Zipfelkappen. Das Arbeitsgewand ist meist die blaue Bluse.

Auch in Neuhausen ob Eck erhielt sich eine Volkstracht; hier tragen die Männer einen niederen runden Hut mit breiter Krämpe, dunkelfarbige Tuch- oder Manchester-Röcke, rothe oder schwarze Westen, kurze schwarze Lederhosen, weiße Strümpfe und Bundschuhe. Die Weiber schwarze, zierliche Bändelhauben, schwarze wollene Kittel, weiße Strümpfe und Schuhe, letztere bis an die Knöchel, dann den Sommer über hübsche Strohhüte; doch weicht in Neuhausen die weibliche Tracht mehr und mehr der städtischen.




Bei der Erforschung der Mundart[1] von Tuttlingen und der Baar, genauer der evangelischen Baarorte (einschließlich Schwenningen), stellte sich heraus, daß dieselbe lautlich so gut als ganz mit der von Spaichingen zusammenfällt. Über diese ist in der Beschreibung des Oberamtes Spaichingen S. 110 gesagt: „Sie gehört der oberen Gruppe des Schwäbischen an, die durch gsîn statt gwäə bezeichnet ist und die man die alemannisirende nennen könnte, wiefern man unter alemannisch soviel als schweizerisch mit südschwarzwäldisch und elsäßisch versteht. Die wichtigste Folge dieser Mittelstellung zwischen schwäbisch und alemannisch ist der ungemeine Vokalreichthum; wir können ohne Zwang gegen 40 einfache und doppelte Vokale zählen. Denn es sind auf der einen Seite die alten Vokalkürzen, verschiedene alte Diphthonge, sowie das ö und ü erhalten, welche das Gemeinschwäbische so gut wie ganz verloren hat, auf der anderen die Nasalen und die durch Vor- oder Nachschlag des abgestumpften Allgemeinvokals ə (Mittellaut zwischen a und e) entstandenen Diphthonge vorhanden.“

Es folgen nun zuvörderst die dort aufgestellten Vokale mit einigen Ergänzungen und vermehrten Beispielen.


  1. Von Pfarrer Hartmann in Hausen o. V., welchen die Lehrer des Konferenzsprengels Tuttlingen mit Beiträgen unterstützten.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)