Seite:OberamtTuttlingen0246.jpg

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erlangt hat, daß große Massen von Schuhwaren alljährlich in die nähere und weitere Umgebung, in die Schweiz, nach Baden, Elsaß und auch nach Norddeutschland abgesetzt werden. Eigentliche Schuhwarenfabriken bestehen gegenwärtig 18 mit ungefähr 500 Arbeitern, deren Zahl sich übrigens in besseren Geschäftszeiten auf 600 und mehr erhöht; die bedeutendsten sind diejenigen von Gebrüder Henke mit 120–140 und von Rieker und Seiz mit ungefähr 100 Arbeitern. Bei der Gewerbeaufnahme im Jahr 1835 wurden 78 Schuhmacher gezählt, worunter eine förmliche Fabrik mit 20 Arbeitern (die Teufel’sche) – s. Württb. Jahrb. von 1839 S. 332 – ; im Jahr 1861 waren es 183 Meister mit 229 Gehilfen.

Die Tuttlinger Messerwaren erfreuen sich eines altbewährten Rufs. Das Fahnenbergische Magazin vom Jahr 1813 (S. 223) erwähnt die damals schon berühmten Tuttlinger Fabrikate. Während der Kontinentalsperre gegen England wurde hauptsächlich der Friedrichsthaler Stahl verarbeitet und fanden die Fabrikate guten Absatz in der Schweiz, in Bayern und bis nach Neapel. Im Jahr 1835 wurden 60 Messerschmide gezählt, unter denen Baisch, Kremm, Manz, Storz und andere sich besonders hervorthaten. Der Stahl wurde theils aus Rheinpreußen und England, theils, jedoch weniger, vom Inland bezogen, während die Fabrikate bis nach den Niederlanden und im Tauschhandel auch nach Amerika ihren Weg fanden. Heute ist die Zahl der Meister 164 mit 112 Gehilfen. Größere Betriebe sind diejenigen von Gebrüder Holz (75 Arbeiter), Karl Stüber (15 Arbeiter), Samuel Manz, Gottf. Schönthaler, Kaspar Huber u. s. w.

Im Gefolge der Messerschmide tritt seit etwa 10 Jahren das Gewerbe der chirurgischen Instrumentenmacher auf, deren Fabrikate in ganz Deutschland, der Schweiz und jetzt namentlich in Rußland sehr gesucht sind. Größere Betriebe sind diejenigen von Gottfr. Jetter mit 80 und Adam Storz mit 15 Arbeitern.

79 Strumpfweber fabriziren wollene Jacken, Juppen, Strümpfe etc. mit dem Hauptabsatz in die Schweiz. Das zu ihrem Gewerbe nöthige wollene Garn beziehen sie theilweise aus der Spinnfabrik Donaufeld von Karl und Philipp Dorner, welche 22 Personen beschäftigt. Die Rothgerberei ist durch 50 Meister mit 40 Gehilfen und die Weißgerberei durch 10 Meister mit 20 Gehilfen vertreten. Außerdem sind zu erwähnen: eine Wichsefabrik von Joh. Jac. Geyssel mit 10 Arbeitern, eine

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)