Seite:OberamtTuttlingen0273.jpg

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Schlösser voraus. Letztere wurden in ihren Quartieren in Mühlheim (s. daselbst) durch 2000 feindliche Reiter und Dragoner überfallen. Die Musketiere wurden theils getödtet, theils zerstreut, theils nebst dem Oberstlieutenant Schlösser gefangen. Nun aber eilte der Oberst von Degenfeld mit seiner Schaar herbei, griff die feindliche Reiterei, obgleich sie viel stärker war, entschlossen an und hielt sie vier Stunden lang auf, wobei er freilich 600 Mann verlor, aber doch den Entsatz von Villingen vereitelt hatte. (Es ist dies wohl das auch bei Mühlheim erwähnte Gefecht bei Stetten, nach der Darstellung bei v. Martens, die, wie er selbst sagt, unter der Unklarheit der Quellen zu leiden hat und mit der bei Mühlheim gegebenen nur wenig übereinstimmt). Bei Horn’s Vorrücken zogen sich 2. Sept. die kaiserlichen Vorposten von Tuttlingen zurück. Nach der vergeblichen Belagerung von Konstanz vereinigte sich Horn am 5. Okt. mit H. Bernhard bei Hohentwiel, und ihr nun 30.000 Mann starkes Heer stand am 6. und 7. Okt. bei Tuttlingen dem kaiserlich-bairischen unter Aldringen und Feria bei Neuhausen gegenüber, das aber nicht Stand hielt, sondern an den Rhein abzog. Mitte Nov. kehrten die zwei letztgenannten Generale mit noch 12.000 Mann vom Rhein zurück, um in Wirtemberg Winterquartiere zu beziehen. Am 14. brannte das von den Kaiserlichen besetzte Schloß Karpfen durch Verwahrlosung der Gunninger ab. (Gaisser Annalen.) Horn folgte, und als Aldringen 21. Nov. Tuttlingen und den Honberg besetzte, wurde er am 1. Dez. durch die Schweden unter dem Obersten von Degenfeld daraus vertrieben. Am folgenden Tag besetzten 16 Kompagnien Schweden die Stadt, nachdem in der Nähe 300 Kaiserliche (besonders Kroaten) durch die Mannschaft des schwedischen Oberst Wettberg theils niedergehauen, theils gefangen genommen waren. Dagegen wurde aber auch Degenfeld in der Nähe von Rottweil durch Kroaten überfallen und nebst einem Rittmeister und 10 Mann gefangen. So war das Jahr 1633 schon voll Noth, Angst und Schaden für Tuttlingen und seine Amtsorte, denn schon die Besatzung von Landmiliz und die Einquartierung des schwedischen Reiterregiments Brink im Winter 1632–33 waren lästig und kostspielig und nach der feindlichen Besetzung der Stadt durch Oberst Vizthum forderte dieser noch 3 Monate Sold für sein Regiment und befahl alles bare Geld und Silbergeschirr auf das Rathhaus zusammen zu tragen. Weil nicht genug abgeliefert wurde, ließ er den größten Theil der Bürgerschaft in die Kirche sperren, den Amtskeller Jo.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)