Seite:OberamtTuttlingen0275.jpg

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schon wieder ein Schwarm Kroaten und fiengen an es aufzuhauen. Mit Eile ließ Müller das innerste große Thor zumachen und möglichst verrammeln, und als die Kroaten dieses aufbrennen wollten, Sturm schlagen. Dies bewirkte, daß die Bürger aus Wäldern und Verstecken herbeieilten und die Kroaten mit Steinen und siedendem Wasser vom Thore abtrieben, auch das Feuer an demselben löschten. Am 2. Dez. Morgens, nachdem die Bürger endlich erlöst zu sein meinten, kamen unvermuthet wieder drei Haufen Kroaten. Weil man sie nicht in die Stadt einließ, so nahmen sie auf dem Felde, wo Tags zuvor das Lager gewesen, 8 Bürger gefangen, führten sie auf die Honburg und drohten solche aufzuhängen und die Mühlen außer der Stadt abzubrennen, wenn ihnen nicht für den an den gestrigen Steinwürfen gestorbenen Reiter 1000 Reichsthaler bezahlt würden. Männer, Weiber und Gesinde wurden zusammen berufen und ermahnt, um jene Bürger und die Mühlen zu retten, auf Wiederersatz was sie könnten beizutragen. Als man auf diese Art 5–600 fl. zusammen gebracht, hieß es unvermuthet, die Kroaten verlassen die Honburg fliehend und jene 8 Bürger laufen von dort herab der Stadt zu; auch sah man vom Kirchthurm aus gegen 16 Kompagnien schwedischer Reiter an der Donau herabkommen. Ehe man ihnen auf ihr Verlangen die Thore öffnen konnte, setzten sie durch die Donau und jagten hinter der Stadt hinum den Kroaten nach, von denen sie noch viele niedersäbelten. Bei der Rückkehr von dieser Kroatenjagd trafen sie vor der Stadt gegen 60 Mann spanisches Fußvolk an, das in Möhringen übernachtet hatte und die Schweden für Kaiserliche hielt, jetzt aber auch von ihnen zusammengehauen wurde. Nun verlangten die Schweden als Dank für die Befreiung von den Kroaten das für dieselben bestimmt gewesene Geld, welches ihnen auch gegeben wurde. Die Gegend um Tuttlingen war so unsicher, daß Müller erst nach 6 Tagen eine Brandsalbe von Schaffhausen bekommen konnte, und wegen zunehmender Lebensgefahr ihm der Kommandant von Hohentwiel nach etlichen Tagen eine Sänfte, eine Kutsche und einen Wagen mit 40 Mann Bedeckung schickte, um ihn, seine Familie und den geringen Rest seiner Mobilien bei Nacht nach der Festung zu bringen, wo ihn Dr. Burgaro aus Schaffhausen vom Tode am Brand rettete, er aber doch 4 Monate zu thun hatte, bis er hergestellt wurde. Der Herzog verwilligte ihm den Ersatz seines Plünderungsschadens von den Einkünften der Kellerei und überdies die 3/4jährige Besoldung der eben damals auf so lange

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)