Seite:OberamtTuttlingen0278.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

plünderte die Stadt. 28. Febr. 1643 lagen Baiern hier. Um den 22. Juli zog das französisch-weimarische Heer von Stockach über Tuttlingen auf Rottweil. Am 19. Nov. hatte dasselbe bei erneuter Belagerung Rottweil einbekommen, aber am 21. sein Haupt, den vorsichtigen Guebriant, verloren, wodurch Uneinigkeit und Unentschlossenheit einriß. Ranzau führte die Truppen der besseren Verpflegung wegen nach Tuttlingen. Die Vorhut unter General Rosen, 10 Reiterregimenter und 3 zu Fuß[1], kam nach Mühlheim und Umgebung; das Hauptquartier, sämmtliches Geschütz und 2 Regimenter Fußvolk nach Tuttlingen, Gen. Ranzau selbst mit 8000 Mann nach Möhringen und an der Donau hinauf bis nach Geisingen. Unterdessen hatten Mercy und Jo. v. Werth Verstärkungen erhalten, und der die Gegend genau kennende bair. Generalquartiermeister vom Holz entwarf den Plan des Überfalls. 14. (24.) Nov. hielten Ranzau und der Gr. Montefiore im Adler eine Gastung, auf dem Markt legen drei Markedenter ihre Kostbarkeiten aus, daß der Markt schimmert; ein Bauer von Liptingen führt von Werth und Hatzfeld herbei. (Schmid). Die Kaiserlichen sammelten sich mit Zurücklassung des Gepäcks und Trosses bei Meßkirch und trafen unter dem Schutze eines dichten Nebels und Schneegestöbers Nachm. 3 Uhr völlig unbemerkt bei Tuttlingen ein. Johann von Werth[2] führte die aus 1000–1500 Reitern und 600 Mann zu Fuß bestehende Vorhut. Auf dem Kirchhof stand das ganze Geschütz, er schwenkte mit seinen Reitern um den Honberg herum, hieb die sorglose Wache nieder und nahm es weg. Einige der eroberten Kanonen wurden auf die Stadt gerichtet, in der die größte Verwirrung entstand. Die Honburg ergab sich dem sie umschließenden Fußvolk nach kurzem Widerstand. Indessen war das Hauptheer angerückt und umschloß die Stadt, indem es zugleich gegen Mühlheim und Möhringen Front machte. Vergeblich versuchte die Besatzung einen Durchbruch, sie wurde stets wieder zurückgeworfen;


  1. So v. Martens; Heilmann, Feldzüge der Baiern 1643–45, zählt 6 Reiter- und 2 Dragonerregimenter, in Tuttlingen 4 Kompagnien Garden und 1 Infanterieregiment, 2 Reiterregimenter und 3 Infanterieregimenter in den benachbarten Ortschaften; das Reg. Ranzau und 7 Infanterieregimenter in Möhringen; 5 Infanterieregimenter in Geisingen und Umgegend, und der übrige Theil an der Donau aufwärts bis Donaueschingen.
  2. Nach Mercy’s Originalbericht an den Kurfürsten war es der Oberst Wolff, der die avanguardia gehabt und sich der feindlichen Artillerie bemächtigte. Er bekam vom Kurfürsten 1000 Dukaten.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)