Seite:OberamtTuttlingen0298.jpg

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und die Fabrikate an den Lieferanten in Hausen ob Verena, der auch das Material hiezu liefert, abgesetzt. Die Vermögensumstände der Einwohner sind gut und gehören zu den besten im Bezirk; der vermöglichste Bürger besitzt 90 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, die mittlere Klasse 30 Morgen Feld und 2 Morgen Wald und die minder Bemittelten 6 Morgen Feld.

Die ziemlich große Markung ist, mit Ausnahme der flachen Ausläufer am Fuß des Lupfenbergs, hügelig, und hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren, leichten, etwas naßkalten Boden, der theils aus Lehm, theils aus einem mit den Zersetzungen des weißen und braunen Jura gemengten Humus besteht. Die Thalebenen sind zum Theil moorgründig und sumpfig und erzeugen saures Futter.

Das Klima ist ziemlich rauh und feinere Gewächse gedeihen nicht, sogar die Obstzucht zeigt kein gutes Fortkommen; Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden häufig; dagegen ist die Markung seit 1862 von Hagelschlag verschont geblieben, während sie früher häufig von demselben heimgesucht wurde.

Eine Wetterscheide scheint die nahe Wasserscheide zwischen den Stromgebieten des Rheins und der Donau zu bilden.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Suppinger- und Wendepflugs, der eisernen Egge und der Dreschwalze gut und fleißig betrieben, übrigens lassen die Anlagen der Düngerstätten noch manches zu wünschen übrig. Die verbesserte Feldweg-Anlage ist in neuerer Zeit ausgeführt worden und gestattet jedem Güterbesitzer seine Grundstücke nach Belieben zu bebauen. Zum Anbau kommen hauptsächlich Dinkel, Haber, Ackerbohnen und von Brachgewächsen Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättriger Klee, wenig Luzerne und Esparsette), Reps, Hanf und Flachs für das eigene Bedürfnis. Von den Felderzeugnissen können jährlich etwa 600 Scheffel Dinkel und 300 Scheffel Haber und Ackerbohnen nach außen abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein mittelgutes, theilweise saures Futter, von dem ein Theil zum Verkauf kommt. Die Wiesen sind zweimähdig und ohne Wässerung.

Von geringer Bedeutung ist die Obstzucht und eher im Ab- als im Zunehmen; es werden nur rauhe, theilweise nicht veredelte Mostsorten, Pflaumen und wenig Zwetschgen gezogen; der Obstertrag reicht weit nicht für das örtliche Bedürfnis. Die Jungstämme bezieht man theils aus der Gemeindebaumschule, theils

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)