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Wellen bestehender Ertrag verkauft und von dessen Erlös jedem Bürger 3 fl. an der Gemeindesteuer gutgeschrieben werden; überdies fließen noch 1000–1200 fl. in die Gemeindekasse.

Eigentliche Weiden sind, mit Ausnahme der zum Hofgut Hohenkarpfen gehörigen, nicht vorhanden, auch die Brach- und Stoppelweide wird seit Jahren nicht mehr verpachtet. Von Allmanden bestehen etwa 110 Morgen; sie werden an ältere Bürger zu je 1 Morgen verpachtet, was der Gemeinde eine jährliche Rente von etwa 300 fl. sichert; überdies bezieht sie noch aus verpachteten Gemeindegütern etwa 20 fl. Auch besitzt sie noch Wiesenstücke, welche zur Farrenhaltung benützt werden.

Die Rindviehzucht liefert eine Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace, zu deren Nachzucht ein Simmenthaler- und ein Landfarre aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh beschränkt sich auf jüngeres Vieh, das auf benachbarten Märkten in geringer Anzahl verkauft wird. Von namhafter Bedeutung aber ist die Schweinezucht (halbenglische Race), die jährlich neben einem Verkauf von vielen aufgemästeten Schweinen auch noch einen von etwa 600 Ferkeln, hauptsächlich an fremde Schweinhändler, erlaubt.

Von Anstalten nennen wir die Sonntags-, Winterabend- und Industrieschule.

Die Stiftung besitzt 1600 fl. Kapitalvermögen, ferner ist eine kirchliche Armenstiftung von 62 fl. vorhanden, deren Zinse an Ortsarme ausgetheilt werden und überdies besteht noch ein aus dem Jahr 1817 stammender, 240 fl. betragender, bürgerlicher Armenfonds, dessen Zinse zur gesetzlichen Armenpflege verwendet werden.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir in erster Linie eine ehemalige Römerstraße, die von Spaichingen herkommend durch den Ort führte, etwa in der Mitte desselben eine Wendung gegen Süden machte und unter der Benennung „Heerweg“ über die „Heeräcker“ nach Seitingen läuft. In der Nähe dieser Straße stand auf dem sog. „Schildbühl“ ein römisches Gebäude, von dem man noch Mauerschutt, römische Ziegel etc. findet; auch wurden früher in der Nähe des Orts schon römische Münzen aufgefunden.

Auf dem frei sich erhebenden Hohenkarpfen stand die Burg gleichen Namens, von der sich nur noch eine etwa 25′ hohe Wand von einem Schloßgebäude und einige weitere unbedeutende Mauerreste erhalten haben; um die Burg scheint ein gemauerter Burggraben

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)