Seite:OberamtTuttlingen0338.jpg

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der Gunninger gänzlich abgebrannt wird, 14. Nov. Noch 28. Mai 1629 hatte sie Abt Gaisser von St. Georgen besucht und also geschildert: „Durch Höhe und Alterthum denkwürdig, geht sie dem Verfalle entgegen; in dem aus starken Quadern erbauten Thurm birgt sich unter dem Boden ein mit eisernen Gittern versehenes Gefängniß, in welches die Gefangenen hinabgelassen wurden. In der Burg finden sich noch einige kleinere Qualwerkzeuge mit dem Wahlspruche Eberhard’s: „Attempto“. Unter dem obersten Dache der Burg sind die Reste einer Hauskapelle, welche einen Altar ohne Obersatz zeigt, sowie einige Bücher juridischen Inhalts, darunter Johannes Climacus de collationibus. Beim Eingang der ersten und letzten Pforte der Burg sind Zeichen, ähnlich denen von Ramstein, Studengast und Tanneck.“ Mit dem Brande des Schlosses Karpfen wurde auch der Burgstall Rietheim unwohnbar gemacht, die Dörfer Rietheim und Hausen verwüstet; die Unterthanen verminderten sich durch Tod und Auswanderung um zwei Dritttheile. Hans Dietrich selbst kam in österreichische Gefangenschaft, aus welcher er aber entwischte und sich mit der ganzen Familie in die Schweiz flüchtete. Hier verweilte er 6 Jahre, während welcher er ohne Nutzen seiner Güter nur auf fremde Gelder angewiesen, bedeutende Schulden zu machen gezwungen war. 30. Juni 1635 erhielt Graf Schlick die Ämter Rosenfeld, Balingen, Ebingen und Tuttlingen. Hans Dietrich weigerte sich beharrlich bei demselben die Belehnung nachzusuchen, darum wurde ihm 26. Juli 1639 das Lehen förmlich abgenommen und den 4 Ämtern einverleibt. Endlich 20. Febr. 1640 richtete Hans Dietrich an die Schlick’sche Regierung eine demüthige Bitte um Wiedereinsetzung, die aber erst nach langem Harren und vielseitiger Verwendung einige Erhörung fand. 2.–12. Juni 1643 wurden die Lehen, weil sie doch in Unkosten aufgehen, zurückgegeben, die Allodien aber einbehalten. Mit dem Friedensschluß erfolgte die völlige Restituirung. Das Schloß wurde des Aufbaues nicht mehr für werth gehalten. Von 1668 an wurde auch die Wacht auf Karpfen aufgehoben und bestand nur noch ein Meierhof dabei mit Feldern und Waldungen. Zur Instandsetzung der Güter mußte Hans Dietrich neue Anlehen machen, so eines mit 500 fl. beim Kl. St. Blasien. Wegen der bedeutenden Steuern, welche von der Ritterschaft auf die beiden Orte Hausen und Rietheim gelegt wurden, machte er wiederholte Vorstellungen. Doch konnte er 1655 eine während des Kriegs gelobte Orgel

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)