Seite:OberamtTuttlingen0356.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Besondere Stiftungen sind ein Armenfonds von 1788 fl., welcher von Pfarrer Hugger aus freiwilligen Beiträgen gestiftet wurde und ein Schulfonds mit 565 fl.; das Vermögen der Stiftungspflege beträgt dermalen 17.846 fl. 22 kr.

Was endlich die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so haben wir in erster Linie zu nennen die ehemalige Römerstraße, welche von Egesheim im Beera-Thal durch den östlichen Theil des Orts nach Altstadt in das Donau-Thal führte; sie lief auf diesseitiger Markung unter dem Namen „Mühlheimer Weg“ über die Fluren „Hungerberg“, „Höllenstein“ an der Kapelle vorüber, über die Schelmenhalde bis zur langen Steige bei der Burghalde.

Auf dem Bürglebühl, 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort, besteht ein Grabhügel mit 40′ im Durchmesser bei 8′ Höhe, der, meist aus Steinen aufgeschichtet, Reste von einem menschlichen Skelet und alte Eisenwaffen enthielt. Ganz in der Nähe dieser Stelle kommt der Flurname „Todtmilde“ vor. Im nördlichen Theil des Orts entdeckte man gemauerte, theilweise mit Platten bedeckte Reihengräber mit den gewöhnlichen Inlagen. Im langen Hardt, wo früher der Begräbnißplatz gewesen sein soll, stieß man auf Grabstätten; eine soll einen steinernen Sarg, in welchem ein Schwert lag, enthalten haben. Auf dem Walterstein, 1/2 Stunde nordwestlich von Kolbingen, stand eine Burg, von der sich, außer los herum liegenden Mauersteinen, nur noch der Burggraben auf der allein zugänglichen Seite erhalten hat. Ebenso auf der Burghalde, 1/4 Stunde südlich vom Ort. Auf dem 3/4 Stunden nordwestlich vom Ort gelegenen Burgstall soll ebenfalls eine Burg gestanden sein, von der übrigens keine Spuren mehr sichtbar sind.

Von den zwei abgegangenen Kapellen (das sogenannte große und das kleine Käpele) stand erstere bei der Kapellenlinde, letztere am Südende des Orts.

Auch die auf der Markung vorkommenden Flurnamen „Hamburg“, 1/2 Stunde südöstlich und „Wachtfelsen“, 1/2 Stunde südlich vom Ort, deuten auf ehemalige Befestigungen. An der alten Mühlheimer-Straße beim Hackensteinbruch liegen die „Gräberäcker“, östlich vom „Bürglebühl“ liegt der „Lugten (Lugen)bühl“.

Kolbingen und Renquishausen. Die beiden Orte (von den a. d. Personnamen Colbo und Reginwic abzuleiten) gehörten zur Herrschaft Wernwag, welche ein Bestandtheil der Grafschaft Hohenberg war, daher hatte seit 1381 Österreich die Territorial- und Zollgerechtigkeit, die forstliche Jurisdiktion, und das jus praesentandi.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0356.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)