Seite:OberamtTuttlingen0362.jpg

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zum größten Theil aus den etwas schweren Zersetzungen der unteren Schichten des schwarzen Jura (Lias) besteht, und sich für den Getreidebau besonders gut eignet; die Bergabhänge gehören den Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten an und sind weniger fruchtbar, zugleich mühsamer zu bebauen, werden daher auch theilweise für den Waldbau benutzt. Im Liaskalk sind zwei Brüche angelegt, aus denen man ein gutes Straßenmaterial, theilweise auch Bausteine gewinnt. An einzelnen Stellen der Markung werden zuweilen auch Stubensandsteine gebrochen. Eine Gipsgrube und einige Lehmgruben sind vorhanden.

Die klimatischen Verhältnisse gehören im allgemeinen nicht zu den milden, jedoch zu den milderen des Oberamtsbezirks und das Obst gedeiht noch gerne, namentlich im Thal, während die Höhen mehr starken Winden ausgesetzt sind.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und zur Besserung des Bodens wird, außer den in zweckmäßig angelegten Düngerstätten gesammelten Düngungsmitteln, auch Pferch, Gips und Asche angewendet. Der Brabanterpflug, der Wendepflug und besonders der sogenannte wälsche Pflug ist im Gebrauch; die übrigen verbesserten Ackergeräthe haben bis jetzt keinen Eingang gefunden. Man baut vorzugsweise Dinkel, Gerste, Haber, Mengfrüchte und wenig Roggen; ferner Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, Zetterklee, Wicken), Ackerbohnen, Hanf, weniger Flachs und Mohn. Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf jährlich etwa 1000–1100 Scheffel Dinkel, 500 Scheffel Haber und vierzig Scheffel Gerste, meist auf der Schranne in Villingen Stadt und an Fruchthändler in der Umgegend, abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter, von dem noch ein mäßiger Theil nach außen verkauft wird; die Wiesen, von denen nur etwa 10 Morgen bewässert werden können, sind durchaus zweimähdig.

Die ziemlich ausgedehnte und noch im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Äpfeln (Süßäpfel, Luiken, Rosenäpfel) und Birnen (Junkers-, Wadel-, Wachs- und Kugelbirnen), Zwetschgen, Pflaumen und Ziparten; das Obst wird gedörrt und gemostet, in günstigen Jahren auch viel Obst, namentlich Steinobst, nach außen verkauft. Die Jungstämme bezieht man aus der Gemeindebaumschule und zur Pflege der Obstzucht ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)