Seite:OberamtTuttlingen0390.jpg

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August 1811 ward sie geschlossen; 2. Sept. 1812 die letzte stille Messe gestattet. Nun begann die Zerstörung. Die Ausstattungsgegenstände wurden theils an Kirchen vertheilt (Mühlheim erhielt u. a. den Hochaltar mit der Eiche, welche aber als schadhaft in ein Gemeindemagazin kam, und mit dem Gnadenbilde; die Glocken kamen nach Tuttlingen, auf den Kirchenthurm und die Rathhausthürme), theils verkauft. Sodann wurden die Metallsachen herausgenommen und sammt dem Pfarrhaus verkauft, letzteres abgebrochen. Für das Übrige, das zu 900 fl. angeschlagen war, wollte sich lange kein Käufer finden. Endlich kauften es 6 Zimmerleute von Mühlheim und Stetten und brachen hauptsächlich nur Ziegelsteine heraus, so daß das Gemäuer noch ziemlich erhalten blieb. Etwa 15 Jahre später wurden von Unberechtigten Sockel, Gesimse, Thüren- und Fensterbögen um der Backsteine willen zerstört. Auch die Pilgerherberge wurde von Enzberg auf den Abbruch verkauft. Die bischöfliche Verwaltung zahlte an Württemberg 22.196 fl. 39 kr. heraus, wozu 3139 fl. Erlös aus sämmtlichen Gebäuden kam. Der Pfarrei Mühlheim wurde das ihr zugeschobene Kapital sammt Zinsen zurückbezahlt, ebenso der Kirchenstiftung Mühlheim, der Pfarrei Böttingen und der Muttergotteskapelle zu Nendingen, doch diesen ohne Zinsen. Der Rest des Wallfahrtskapitals ward dem neu errichteten Priesterseminar zu Ellwangen zugewiesen.

Stadtpfarrer: Die ersten neun scheinen Ordensgeistliche aus dem Kl. Salem gewesen zu sein; als erster Parochus wird Ge. Walther 1649 genannt; dann Aug. Henzler 1751; Matthi. Flad 1774; Fr. Ant. Henzler 1784; Fr. X. Lehr 1803; Lor. Leimgruber 1844; Heinr. Dörr 1869.


Nendingen,


Gemeinde II. Kl. mit 946 Einw., wovon 4 Evang., a. Nendingen, Pfarrdorf 914 Einw., b. Altenthal, Weiler, 20 Einw., c. Kleemeisterei, Haus, 3 Einw., d. Neumühle, Haus, 5 Einw., e. Ziegelhütte, Haus, 4 Einw. Kath. Pfarrei, die Evang. sind nach Tuttlingen eingepfarrt. 1 Stunde nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Auf der rechten Seite der zunächst am Ort vorbei fließenden Donau, da wo das Rottweiler Thal in das hier ziemlich breit werdende Donau-Thal von Süden her einzieht, hat Nendingen theils auf einem flachen Terrainausläufer, theils in der Thalebene selbst eine sehr freundliche Lage. Die steilen, nicht

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)