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Auf der drittgrößten Glocke liest man: A fulgure, grandine et tempestate libera nos, domine iesu criste 1684, und auf einem Schildchen: Durch Fevr und Hitz bin ich geflosen. Leonhart und Ulrich Rosenlecher beid brüeder hat mich gegosen anno 1680 in Constantz.

Die vierte Glocke zeigt in gothischen Minuskeln die Namen der vier Evangelisten und den Spruch: o rex glorie criste veni cum pace. anno domini 1444.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung. Der ummauerte Friedhof geht um die Kirche.

Außerdem besteht im Ort, beim „Frohnhof“, das St. Blasiuskirchlein, noch im romanischen Stil (12. Jahrhundert), leider sind in neuester Zeit (im J. 1875) die meisten ihrer zierlichen, schmalen, tief eingeschrägten Rundbogenfenster in größere verändert worden, nur zwei von den ursprünglichen Fensterchen erhielten sich gegen die beiden Westecken hin; der quadratische Chor ist schmäler und niedriger, als das auch flachgedeckte Schiff des Kirchleins; auf dem First sitzen ein Thürmchen (Dachreiter) und ein schönes Schmiedeisenkreuz. Das freundliche Innere hat einen sehr reichen, hübschen, mit vielen Engelchen belebten Renaissancealtar, worauf drei gut gearbeitete, gothische Heiligenfiguren und einige kleinere, aus derselben Zeit stehen. Im halbrunden Triumphbogen ein sehr alter Kruzifixus (in halber Lebensgröße) mit segnenden Händen (drei aufgehobenen Fingern). Die z. Th. noch um das Kirchlein laufende Mauer ist aus auffallend großen Steinblöcken aufgeführt.

Ferner besteht noch eine Kapelle innerhalb und außerhalb des Ortes. Die auf der linken Seite der Donau stehende besitzt ein altes, auch noch gothisches Madonnenbild (Holzskulptur).

Das gut gehaltene, sehr ansehnliche, südlich bei der Kirche gelegene Pfarrhaus wurde in den Jahren 1760–61 erbaut; zu seiner Unterhaltung besteht ein eigener Fonds.

Das 1825 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Das schon alte, mit einem Glockenthürmchen besetzte Rathhaus befindet sich noch in gutem Zustande; überdies bestehen im Eigenthum der Gemeinde ein Armenhaus, ein Backhaus und ein Waschhaus.

Gutes Trinkwasser liefern 37 Pumpbrunnen, welche sämmtlich durch das von der Donau herrührende Grundwasser gespeist werden. An Quellen ist die Markung nicht besonders reich und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0392.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)