Seite:OberamtTuttlingen0394.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bergabhänge eine günstige Beimengung von Lehm zukommt. In der Donau-Thalebene haben sich für den Wiesenbau gut taugliche Alluvionen abgelagert. Ein Steinbruch im weißen Jura, eine Lehmgrube und eine Töpferthongrube sind vorhanden. Früher wurde auf dem Bräunlisberg und auf dem sogenannten Berg Erz gegraben.

Die klimatischen Verhältnisse gehören zwar zu den milderen des Bezirks, allein das Obst will gerade nicht besonders gedeihen, und nur in günstigen Jahrgängen gerathen auch Gurken und Bohnen. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen zuweilen vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß gut betrieben, und zur Steigerung des Ertrags kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Kompost und Asche in Anwendung. Von verbesserten landwirthschaftlichen Geräthen sind eiserne Eggen, Walzen und Dreschmaschinen in mäßiger Anzahl vorhanden; auch die Dreschwalzen finden allmälig Eingang, während die Wendepflüge immer noch vorherrschend sind. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Gerste, ferner viel Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätterigen Klee, Luzerne, Esparsette), wenig Reps, Mohn, Flachs und in ziemlicher Ausdehnung Hanf, von dem auch ein mäßiger Theil nach außen abgesetzt wird. Von den Getreidefrüchten können jährlich etwa 100 Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Gerste meist nach Tuttlingen abgesetzt werden. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter, zu dem jedoch, wegen des namhaften Viehstandes, noch von außen zugekauft wird. Die Wiesen, von denen etwa 18 Morgen bewässert werden können, sind sämtlich zweimähdig.

Die mit gewöhnlichen Kernobstsorten und Kirschen sich beschäftigende Obstzucht ist von keinem Belang und das nicht gerne gerathende Obst wird im Ort selbst grün verspeist. Die Jungstämme bezieht man theils aus der Gemeindebaumschule, theils von Tuttlingen.

Die Gemeinde besitzt 1992 Morgen Waldungen (vorherrschend Laubholz), aus denen jährlich 860 Klft. und 8600 St. Wellen geschlagen werden, hievon erhält jeder Ortsbürger 6–8 Raummeter als Gabholz und überdies wird noch neben dem Holzbedürfnis für Rathhaus, Schule und Backhaus, zu Gunsten der Gemeindekasse jährlich um etwa 3000 fl. Holz verkauft.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0394.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)