Seite:OberamtTuttlingen0396.jpg

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und es scheint beinahe unzweifelhaft, daß hier ursprünglich eine römische Niederlassung bestand, wofür die sommerliche Lage und die daselbst vorhandene Terrasse, an der zunächst die Quelle des Kesselbachs hervorsprudelt, entschieden sprechen. Sichere Beweise konnten bis jetzt nicht aufgefunden werden. Von hier lief nun der Römerweg nach Überschreitung der Donau durch Nendingen und soll unter dem Namen „Dietweg“ über die Flur „Bergenreute“ nach Altenthal und weiter über das Hochsträß, 1/2 Stunde südwestlich von Neuhausen o. E., nach Liptingen im Großherzogthum Baden gezogen sein. Eine weitere alte, ohne Zweifel römische Straße kommt von Mühlheim her und lief auf Nendinger Markung am Fuß des Waldes Heidenkapf vorüber auf eine mitten im Wald gelegene Feldung, die den Namen „Halldorf“ trägt, und weiter über die Flur „Hohloh“ (Mark. Neuhausen o. E.) nach Liptingen. Nach den Terrainverhältnissen ist es wahrscheinlicher, daß die Verlängerung der römischen Straße von Nendingen aus nicht über die Flur Bergenreute etc., sondern gegen den Heidenkapf lief und sich dort mit der von Mühlheim herkommenden Römerstraße vereinigte.

Östlich vom Ort zunächst der Flur „Haselstein“ wurden Reihengräber aufgefunden, die außer den menschlichen Skeletten die gewöhnlichen Beigaben enthielten; die gefundenen Gegenstände sollen nach Sigmaringen gekommen sein. Hinten im Ursenthal stand rechts die Fürstenbergische Burg Lichtenwartenberg und vorne am Vorsprung gegen das Donau-Thal auf dem Schalkenberg die ebenfalls fürstenbergische Burg gleichen Namens.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Altenthal, liegt 3/4 Stunden südöstlich vom Mutterort in einer bergigen Waldgegend an der Landstraße von Tuttlingen nach Neuhausen o. E. Der kleine nur aus einigen Gebäuden bestehende Weiler bezieht seinen Wasserbedarf aus zwei Pumpbrunnen. Hiezu gehören 120 Morgen Felder, die unter 3–4 Bauern besonders parcellirt vertheilt sind.

c. Kleemeisterei, 1/2 Stunde südlich von Nendingen gelegen.

d. Neumühle, eine Ölmühle mit Hanfreibe und Säge, liegt am Kesselbach 1/4 Stunde nördlich vom Mutterort.

e. Ziegelhütte, hat 1/4 Stunde südwestlich von Nendingen in einem Seitenthälchen des Donau-Thals eine abgeschiedene stille Lage; daselbst befindet sich ein laufender Brunnen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0396.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)