Seite:OberamtTuttlingen0410.jpg

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bestockt, nemlich der obere Berg und die Grashalde im Süden der Markung.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, theilweise sehr fruchtbar und besteht vorherrschend aus den Zersetzungen der weißen und braunen Juraschichten, zu denen sich, namentlich an den flachen Ausläufern gegen die Thalebene, ein fruchtbarer Lehm gesellt. Die blauen Kalke des braunen Jura, wie auch der weiße Jura, werden an mehreren Stellen gewonnen.

Das Klima gehört zu den milderen des Bezirks und erlaubt noch einen mäßigen Obstbau, auch feinere Gewächse gerathen in günstigen Jahren bei gehöriger Pflege. Frühlingsfröste kommen zuweilen vor und der Föhn schadet nicht selten der Obstblüthe; von Hagelschlag wird die Gegend jedoch sehr selten heimgesucht, indem der nahe Lupfen eine günstige Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird sehr gut und fleißig betrieben und zur Verbesserung des Bodens benützt man, außer den in zweckmäßig angelegten Düngerstätten gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln, auch Gips, Kompost und Asche. Die Brabanter, Marbacher- und Wendepflüge sind üblich und die Gemeinde besitzt zwei eiserne Eggen und eine Feldwalze. Zum Anbau kommen Dinkel, Haber, Gerste, Mischelfrucht (Haber mit Ackerbohnen), weniger Weizen und Kartoffeln, viel Futterkräuter und von Handelsgewächsen für den eigenen Bedarf Hanf, Flachs und etwas Reps. Von den Felderzeugnissen können jährlich etwa 2000 Scheffel Dinkel, 300 Scheffel Haber und 80 Scheffel Gerste nach außen, meist nach Villingen, abgesetzt werden. Der Wiesenbau ist nicht besonders ausgedehnt, liefert jedoch ein nahrhaftes Futter, das im Ort verbraucht wird.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschränkt sich auf die um den Ort gelegenen Baumgärten und auf die an den Straßen gepflanzten Obstbäume; man pflegt hauptsächlich weniger feine Kernobstsorten (Roll-, Langstieler- und Schweizeräpfel, Langstieler- und Reicheneckerbirnen), von Steinobst Zwetschgen und Pflaumen. Die Jungstämme werden aus der gut angelegten Gemeindebaumschule bezogen, für die, wie überhaupt zur Pflege der Obstzucht, ein in Hohenheim unterrichteter Baumwart aufgestellt ist. Von dem Obstertrag wird nur in günstigen Jahrgängen ein kleiner Theil nach außen verkauft.

Von dem jährlichen, in 1686 Raummetern und 11.240 St. Wellen bestehenden Ertrag der 562 Morgen großen Gemeindewaldungen (Laub- und Nadelholz gemischt) erhält jeder Bürger

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0410.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)