Seite:OberamtTuttlingen0434.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Pferdezucht nimmt eher ab; auch die Pferdehaltung ist nicht von Bedeutung, man hält keine besondere Race, meist Ackerbaupferde.

Die ziemlich gute Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer Landrace und hält die Gemeinde drei Farren von gleicher Race. Einiger Handel mit Vieh findet auf benachbarten Märkten statt. Die Mastung ist unbeträchtlich.

Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 200 St. Bastardschafe laufen.

Die Schweinezucht (Landrace) ist nicht bedeutend, die Ferkel werden meistens von außen bezogen, theils für den eigenen Gebrauch, theils zum Verkauf aufgemästet.

Die Ziegenzucht ist namhaft, ebenso die des Geflügels, (Gänse, weniger Hühner und Enten) und theilweise zum Verkauf.

Das Stiftungsvermögen beträgt 42.000 Gulden und 228 Morgen Wald. In diesem Vermögen ist mit inbegriffen ein Kapital von 1000 fl., gestiftet von Graf Ferdinand von Wolfegg, Domprobst in Konstanz, zu einem Stipendium für einen Studenten. Aus diesem hat sich, da es längere Zeit keine Verwendung fand, ein zweites Stipendium von 600 fl. angesammelt. Die Zinsen der Stiftung werden zur Unterhaltung der Kirche und der übrigen Gebäude auf dem Kirchberg, auf Gottesdienst, Unterricht, milde Beiträge und Besoldungen verwendet. Außerdem besteht noch die Erb’sche Familienstiftung vom Jahre 1875, mit 800 Gulden, aus deren Zinsen die Armen unterstützt werden.

Von Spuren aus der Vorzeit ist der Erwähnung werth: auf der südlich vom Ort gelegenen Flur „Dächenhofen“ oder „Deckenhofen“ stand unzweifelhaft ein Wohnplatz, der allen Andeutungen und Resten nach von den Allemannen bald nach Vertreibung der Römer angelegt wurde, an diese Stelle grenzt die Flur „Unter Hofen“ (s. bei Oberflacht). Am Ort, nahe beim Rathhaus, stand das Schloß des Junkers Eschinger von Seitingen, von dem sich noch unbedeutende, 1–2 Fuß hohe Grundmauern erhielten. Der Ort soll früher bis auf zwei Häuser abgebrannt sein, eines davon steht noch auf dem rechten Ufer der Elta bei der Brücke, ist massiv erbaut, mit einem Staffelgiebel versehen und wird allgemein der Speicher genannt; es gehörte vermuthlich der früheren Gutsherrschaft.

Zu der Gemeinde gehören

b. Anstatt, Haus, beim Euchariuskirchlein[WS 1] gelegen.


  1. Handschriftlich eingefügt Eustasius. Richtig wohl Eustachiuskapelle wie in Tabelle Seite 18. Siehe auch w:Seitingen-Oberflacht und Literatur: Wolfgang Irtenkauf, Zur Kirchen- und Kunstgeschichte von Seitingen, in: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 34 (1982), S. 36–48.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0434.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)