Seite:OberamtTuttlingen0484.jpg

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Der neue Gottesacker wurde im Jahre 1850 außerhalb des Ortes angelegt und besitzt eine Kapelle. Eine weitere dem h. Wendelin geweihte Kapelle liegt ganz auf der Höhe an der Kreuzung der Straßen zwischen Thuningen und Trossingen, und zwischen Schura und Weigheim; es ist ein gar hübsches ganz verschindeltes Gebäude, von dem aus man eine herrliche Rundsicht genießt. Auf dem Dachfirst der Kapelle sitzt ein zierlicher Dachreiter mit einem Glöckchen.

Das mit dem Rathhaus verbundene Schulhaus, gebaut im Jahre 1786, und mit dieser Jahreszahl versehen, enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath ein Lehrzimmer; der Schulmeister wohnt in einem von der Gemeinde angekauften Privathaus. Sodann besitzt die Gemeinde noch ein öffentliches Backhaus und ein Armenhaus.

Die Ortsstraßen sind gekandelt und chaussirt und gut gehalten; Vizinalstraßen gehen von hier nach Deißlingen, Schura, Mühlhausen, Thuningen und Trossingen. Im Ort besteht bei der Mühle eine hölzerne Brücke, ferner auf der Markung, zwischen hier und Trossingen, eine steinerne; beide von der Gemeinde zu unterhalten.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 8 laufende und 14 Pumpbrunnen; das Wasser wird in hölzernen Deicheln aus der Umgegend des Ortes hergeleitet; auch die Markung ist reich an guten Quellen, die jedoch zum Theil etwas kalkhaltig sind. Beim Rathhaus und bei der Mühle besteht je eine Wette.

Die fleißigen und betriebsamen Einwohner, von denen gegenwärtig drei über 80 Jahre zählen, sind ein schöner kräftiger Menschenschlag, der, wenigstens bei den älteren Leuten, die so kleidsame Baartracht beibehalten hat.

Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Feldbau und Viehzucht; von Gewerben wird keines besonders stark betrieben; Schreiner liefern viele Möbel nach außen, Strohflechter arbeiten nach St. Georgen. Vier Schildwirthschaften, zwei Kramläden und eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang sind im Ort.

Die Vermögensverhältnisse sind befriedigend, der Vermöglichste besitzt 80 Morgen Feld und 20 Morgen Wald, der Mittelmann 30–40 M. Feld und 3 M. Wald, die ärmere Klasse 10 M. Feld.

Die mittelgroße, mit Ausnahme der Thalgehänge, ziemlich ebene Gemeindemarkung hat einen schweren, fruchtbaren, vorherrschend

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0484.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)