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für Kunst und Alterthum in Ulm, größere Hefte, 12. Folge, Ulm 1868.) Die Schädel der Erwachsenen zeigten alle (nach Dr. Kapff) den germanischen Typus. Bei je 10 Männer- und 10 Weiberschädeln konnte der L. B. Index gemessen werden, er betrug bei den ersteren im Mittel 73,4 und lag zwischen 70,0 und 76,8. Bei den Weibern lag er zwischen 71,1 und 75,2, das Mittel betrug hier 72,5, weil es bei 7 von ihnen zwischen 71,1 und 72,7 fiel. Ein weiterer Männerschädel war ein Scaphocephalus, sein Index betrug 65,0. Die Körpergröße zwischen 170,5 und 181,9; die kleineren waren natürlich Weiber, doch fanden sich auch unter diesen große; 170,5 maß nur eine, die meisten 178,0 und darüber.

Von Resten aus dem Mittelalter ragt hervor der Konzenberg. Auf der äußersten (westlichen) Spitze des dreieckigen Gebirgsstockes „Koppenhan“ liegen, im Wald versteckt, die Trümmer der Burg Konzenberg. Von ihr ist noch ruinenhaft erhalten die ein längliches Viereck bildende, mit der Längenaxe genau nach Westen gerichtete Ringmauer, zum Theil noch von namhafter Höhe, während freilich ein noch größerer Theil derselben als wüster Schutt in dem die Burg umgebenden, noch immer sehr tiefen Graben liegt. An der allein nicht schroff gegen die Thäler abfallenden, am leichtesten zugänglichen Ostseite, erhebt sich noch heute, den Eingang schirmend, ein gewaltiger viereckiger Bergfried, aus riesenhaften, ganz rauhen Buckelsteinquadern unverwüstlich aufgeschichtet, ohne Schießscharten, nur mit einem rundbogigen Eingang gegen Westen, der sich 35 Fuß über der Erdfläche befindet. Der Thurm, mit je 45 Fuß Seitenlänge, 12 Fuß dicken Mauern und noch jetzt einer Höhe von etwa 60′, das Haupt mit Tannen und Föhren und wildem Gebüsch malerisch umkränzt, erinnert durch die überraschende Größe und Derbheit seiner Kalktuffquader, an denen keine Spur von Steinmetzzeichen zu entdecken ist, an ein altheidnisches Werk und stammt jedenfalls aus dem frühen Mittelalter, dem 10. oder 11. Jahrhundert. Vor der eigentlichen Burg ziehen sich an der Ostseite, quer über den Bergrücken, starke Vorgräben und unbedeutende Trümmer von Vorwerken hin.

Auf dem „Aienbuch“ befindet sich eine Schanze, die „Schwedenschanze“ genannt, eine weitere auf dem „Kay“ oder „Edelknab“. Auf dem „Käpele“ war früher eine Kapelle, auf dem Burgsteig und Pfarrwiesle sollen Gebäude gestanden sein.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0507.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)