Seite:OberamtTuttlingen0519.jpg

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gebracht werden muß. Ebenso scheint die Zeit des Ausbruchs von Basalt und Phonolith keine verschiedene gewesen zu sein und die Verschiedenheit der beiderseitigen Gesteine vielmehr von der Tiefe abzuhängen, aus welcher das feurigflüssige Magma entstieg.

Für die Geschichte der Eruption noch viel wichtiger als der Phonolith und ungleich weiter verbreitet, ja Meilenweit im Umkreis das Land beherrschend ist der vulkanische Tuff, wohl auch schlechtweg Phonolith-Tuff genannt, welcher am Hohentwiel den Felsen auf der Ostseite mantelartig umgibt. Derselbe ist ein deutlich geschichtetes Gestein mit Abgängen und Kluftflächen von derselben Richtung, welche das ganze Hegau beherrscht, d. i. NS und rechtwinklich darauf OW streicht. Die Grundmasse ist ein graugelbes bis gelbes erdiges Gestein, vollgespickt mit den kleinsten bis größeren Körnern aller möglichen zertrümmerten Gesteine. Von Mineralen erkennt man bald ganze Krystalle, bald nur zersetzte Krystalltrümmer von Sanidin, Glimmer, Augit[ER 1], Hornblende, Titanit. Von zertrümmerten Gesteinen beobachtet man Gneis, Granit, Sandstein, Kalkstein, Dolomit, Schiefer und Thone. Kurz die gesammte Gesteinsfolge, die man im schwäbischen Gebirge des ganzen Landes kennt, ist in Gestalt von größeren, kleineren und kleinsten Trümmern, als Staub, Sand, eckige Fetzen, Stücke von Nußgröße, Handgröße, Kopfgröße, selten von größeren Dimensionen bunt durcheinander gestreut. Die Struktur des Tuffes ist für gewöhnlich erdig oder sandig, doch stellt sich auch vielfach pisolithische Struktur ein, indem sich Bohnen- und Erbsenartige Steine bilden aus derselben nur etwas festeren Masse, wie das umliegende Gestein. Vielfach ist der Tuff so kalkhaltig, daß sich sogar Kalkspatkrystalle auf den Kluftflächen absetzen. An sphärosideritischen Gebilden mit einem zu Staub zerfallenen Kern fehlt es nicht, ebensowenig an kleineren Hohlräumen, die bald mit einer weißen Kruste austapezirt sind, bald mit einem gelben oder braunen Pulver erfüllt. Beide Erscheinungen hängen mit Verwitterungen zusammen.

Bei aller noch so deutlichen Schichtung bekommt man doch nicht den Eindruck von Sedimentgestein und Schlammablagerung, vielmehr den von ausgeworfener vulkanischer Asche, die durch die Einflüsse des Regens allmählig sich setzte und zusammengebacken wurde. In einem Graben der Weinberge findet man auch die Steinkerne von Landschnecken (Helix geniculata Sdb.) deren Vorkommen den Gedanken näher legt, daß die Schnecken


Berichtigungen und Nachträge

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0519.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)