Seite:OberamtTuttlingen0562.jpg

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die Befestigung, um eine Stütze für ihre Herrschaftsbestrebungen zu haben. 915 belagerte K. Konrad I. Hohentwiel, wo wahrscheinlich Berchtold und ein anderer alemannischer Insurgent Burkhard, Sohn eines Markgrafen von Rhätien, lagen, zog aber wieder ab. Erchanger wurde zum Herzog ausgerufen, aber schon 917 samt Bruder und Neffen enthauptet, während es Burkhard gelang, sich zum Herzog und damit auch zum Besitz Hohentwiels aufzuschwingen, den er bis zu seiner Ermordung im Welschland 926 behauptete. Auf ihn folgten der Franke Hermann, und K. Ottos I. Sohn Liutolf (bis 954), dann aber Burkhard II., wahrscheinlich der Sohn des ersten, 954–973, dann seine Wittwe, die berühmte Hadwig, Nichte K. Ottos I. Beide stellten das verfallene Kloster wieder her, wenn sie es nicht vielmehr erst gründeten (vgl. o.); als erster Abt wird Walfrid genannt. Neben ihr stand als Herzog ihr Verwandter Otto, Liutolfs Sohn; sie scheint aber selbst auch an der Verwaltung des Herzogthums Antheil genommen zu haben („me imperii vicaria“ sagt sie zu Ekkehard in den freilich nicht zuverläßigen Geschichten Ekkehards IV.; Meyer leugnet ihr Walten). Hiebei, wie in ihren wissenschaftlichen und ascetischen Bestrebungen soll ihr nach den St. Galler Geschichten der Pförtner Ekkehard II. zur Seite gestanden sein, welche ganze mit Recht so berühmt gewordene Erzählung aber wiederum bedeutenden historischen Schwierigkeiten unterliegt. Sie starb etwa 55 Jahre alt 994 und vererbte die Burg ohne Zweifel auf ihren Bruder H. Heinrich II. von Baiern. Auf Otto war 982 H. Konrad gefolgt. Unter ihm hielt K. Otto III. Nov. 994 (nach Hadwigs Tod) sich einige Zeit auf Hohentwiel auf, ebenso Juni 1000 und wohl auch sonst. Von seinem Vater H. Heinrich erbte K. Heinrich II., Hadwigs Neffe, die Burg. Er verlegte das Kloster vom Hohentwiel nach Stein am Rhein (s. Stälin, Württ. Vierteljahrsh. 1, 22). Mit der Vogtei über dieses Kloster hatte Berchtold der Bärtige, H. von Zähringen, vom Bisthum Bamberg auch die damals schon für unbezwinglich gehaltene Feste erworben, wohl unter Zustimmung K. Heinrichs III., der ihm die Anwartschaft auf das Herzogthum gab. Dasselbe ward aber von der Kaiserin Agnes an Rudolf von Rheinfelden verliehen, den späteren Gegenkönig Heinrichs IV., dem auch Berchtold gest. 1077 sich anschloß. Als es mit Rudolf zu Ende gieng, 1079, fand seine Gemahlin Adelheid auf Hohentwiel eine, vielleicht ihre letzte Zufluchtsstätte. Von Rudolf erbte 1080 die Burg sein Sohn, Berchtold von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0562.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)