Seite:Oberamt Laupheim 109.jpg

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diesen an Gebürtige aus Bomezhausen (Bußmannshausen), Orsenhausen, Walpertshofen, Groß- und Klein-Schaffhausen, Schwendi und Laupheim; in Ermanglung dieser, an Gebürtige aus ehemals schwäbisch-österreichischen Orten. Der Bewerber muß es zum Schulgrad „Rhetorik“ gebracht haben und in Freiburg im Breisgau studiren. Die Vermögensverwaltung und Genußverleihung geht von dem akademischen Senate daselbst aus. Der Vermögensstand läßt die Theilnahme mehrerer Stipendiaten zu, und die Portionen, welche anfänglich nur in 70 fl. bestanden, und weiter herab nach dem Willen des Stifters nicht sinken sollten, haben sich bedeutend über diesen Betrag vermehrt.

b) Mit der Kapellenpflege waren bis zum Jahr 1844 vereint und sind nun zu der selbstständigen Schulkasse gezogen: die Schulstiftungen von Joseph Ganser mit 50 fl. und von dem im Jahr 1809 gestorbenen Dekan Harder mit 200 fl., beide bestimmt zu Schulbücher für unbemittelte Kinder; ferner das zu Prämien im Jahr 1836 gestiftete Kapital von 100 fl. von Schlosser Johann Dietrich, ebenso die Kapitalien der aufgelösten Sebastians- und Rosenkranz-Brüderschaften [1] mit 200 fl., deren Zinse durch Stiftungsrathbeschluß vom 18. Januar 1842 zu Prämien für austretende Schulkinder bestimmt wurden.

Als Wohlthätigkeitsanstalt besitzt die christliche Gemeinde den Hospital zum heil. Geist, der von einer Anna v. Freiberg, geborene v. Ellerbach, Gemahlin des Hans Pankraz, Freiherrn v. Freiberg zu Neusteußlingen und Laupheim, im Jahr 1585 gestiftet wurde. Das ursprüngliche Vermögen desselben bestand in 20.000 fl. und in einem Drittel an den grundherrlichen Gefällen des Ortes Bellenberg. Vor 1806 prätentirte Burgau die Administration desselben und übte sie auch wirklich aus. Die Zinse des inzwischen angewachsenen Kapitalstocks werden auf die Unterhaltung der Hospitaliten, zu Armenunterstützungen, Krankheits- und Beerdigungskosten u. s. w. verwendet. Auch an den Kosten der Kinder-Industrieschule bestreitet der Hospital den Gehalt der Lehrerin und die Heizung des Lokals.

Für unbemittelte Israeliten sorgen die seit etwa 50 Jahren unter dem Rabbiner David Levi zu Stande gekommene Einrichtung des mathan beseser (eine Art Armenkastenpflege), sowie zwei vorhandene Brüderschaften und ein im Jahr 1836 gestifteter israelitischer Frauenverein.

Was die Schulen betrifft, so bestehen 1) eine christliche


  1. Die Sebastians-Bruderschaft war im Jahr 1613 in Folge einer Pest, der Rosenkranzbund im Jahr 1660 entstanden.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)