Seite:Oberamt Laupheim 166.jpg

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Obgleich das Klima mild, die Luft rein und gesund ist, so verursachen die vielen Nebel, welche aus dem zum Theil sumpfigen Donau-Thale aufsteigen, nicht selten das Wechselfieber (sog. Frörer); dessenungeachtet erreichen die Einwohner im Allgemeinen häufig ein hohes Alter. Mit einem großen Fleiß verbinden dieselben eine gewisse Gutmüthigkeit und regen Sinn für Religiosität. Neben Feldbau und Viehzucht nähren sich Viele durch Taglohnen, Holzmachen und Flachsspinnerei. Einen weiteren Erwerb gewährt auch die Zucht des Geflügels, mit dem ein Handel nach Ulm unterhalten wird.

Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 20 – 40 Morgen. Jeder Bürger hat einen sog. Gemeindetheil von etwa 1/8 Morgen, der meistens für den Kartoffelbau benützt wird. Für die Ortsarmen besteht ein, wiewohl beschränktes, Armen- oder Hirtenhaus; überdieß ist noch für die Unterstützung derselben durch eine von Pfarrer Johler gemachte Stiftung, gegenwärtig etwa 2000 fl. betragend, theilweise gesorgt.

An dem südwestlichen Ende des Dorfs steht die ziemlich kleine Pfarrkirche zum heil. Laurentius, welche im Verein mit dem nahe gelegenen Pfarrhause und Schulhause eine freundliche Gruppe bildet. Im Jahr 1761 wurde die Kirche von dem Kloster Wiblingen um 14’ verlängert und in ihrem Innern wesentlich verschönert, zugleich ließ man den Thurm bis auf den Glockenstuhl abtragen und mit einem neuen, im Rococcostyl ausgeführten Aufsatz nebst Kuppeldach versehen. Das Langhaus ist in einen einfachen, modernen Styl geändert worden, während sich der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern versehene Chor, mit Ausnahme der ebenfalls geänderten Fenster, noch in seinem früheren Zustande erhielt. In der Kirche finden sich zwei alte, sehr gut geschnittene Holzbilder, Reste eines Flügelaltars; das eine die heil. Elisabeth mit dem Johanneskinde auf der Schoos und der Maria, das andere die schmerzensreiche Maria mit dem verschiedenen Christus in der Schoos und dem Schwert in der Brust; letzteres ist gegenwärtig als Seitenaltarbild benützt. Die auf dem Thurme hängenden zwei Glocken sind 1792 und 1706 gegossen worden. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege.

Um die Kirche liegt der mit einer Mauer umgebene Begräbnißplatz.

Das angenehm und frei gelegene Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande, ebenso das 1786 neu erbaute Schulhaus, welches auch die Wohnung des Lehrers enthält; eine Industrieschule wurde

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)