Seite:Oberamt Laupheim 198.jpg

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wie die im Renaissancegeschmack gehaltenen Thürverkleidungen zeugen noch von der ehemaligen reichen Ausstattung. Das Schloß steht innerhalb eines Hofraums, der theils mit einer festen, mit Rondelen versehenen Mauer, theils mit einigen Nebengebäuden umfangen ist. Südlich von dem Schloß lehnt sich ein großer Baumgarten (Schloßgarten) an, der an die sog. Burghalde, eine meist mit Laubhölzern bestockte Bergspitze, grenzt. Auf derselben stand früher eine Burg, von der nicht nur die tiefen Gräben noch vorhanden sind, sondern auch in jüngster Zeit noch Mauersteine, Ziegel etc. ausgegraben wurden. An die Stelle der ehemaligen Burg sind nun freundliche, mit den verschiedensten Holzarten ausgepflanzte Anlagen getreten, an deren südlichster Spitze ein kleiner Pavillon errichtet wurde, von dem man eine Aussicht in das Iller-Thal und an die Tyroler Alpen genießt, die wohl die reizendste des ganzen Bezirks genannt werden darf.

In einiger Entfernung von dem obern Schloß und namhaft tiefer als dasselbe liegt das untere Schloß, mit Seitenthürmchen (Erkern), die bis zu dem Dachfries hinauflaufen, und deren Zeltdächer sich frei von dem übrigen, massiven Schloßgebäude erheben. Das wohlerhaltene Innere des Schlosses, welches gegenwärtig dem Rentbeamten der Grundherrschaften von Ober- und Unter-Balzheim zur Wohnung dient, zeigt einen äußerst soliden, auf kolossalen eichenen Pfeilern ruhenden Holzeinbau und Dachstuhl. Zu diesem Schloß gehört ein an dasselbe angrenzender, ausgedehnter Baumgarten. Übrigens sind die zu beiden Schlössern gehörigen Güter besonders abgetheilt und neuerlich an Bürger verpachtet.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, und nur einige hundert Schritte östlich von demselben fließt der Giessebach vorüber, der eine zu der Gemeinde gehörige Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt. An der östlichen Markungsgrenze, welche zugleich die Landesgrenze zwischen Württemberg und Bayern bildet, fließt, etwa ¼ Stunde vom Dorf, die durch ihr Austreten öfters den anliegenden Feldern schädliche Iller.

Die Entfernung von dem Dorf nach dem nördlich gelegenen Mutterort beträgt ½ Stunde, und die nach dem nordwestlich gelegenen Oberamtssitz 4½ Stunden.

Die im Allgemeinen gesunden, kräftigen Einwohner zeichnen sich durch Fleiß und Betriebsamkeit aus, und nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht; überdieß treiben sie in ziemlicher Ausdehnung den Holzhandel, welcher einer großen Zahl der Einwohner durch Arbeiten in den Waldungen, sowie durch den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)