Seite:Oberamt Laupheim 208.jpg

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selten saures Futter und bedürfen zuweilen der Entwässerung. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Wiese wird zu 15 Centner Heu und 10 Centner Öhmd angegeben. Die Preise der Wiesen stehen etwas höher als die der Äcker.

Die Gemeinde besitzt 62 Morgen meist mit Nadelhölzern bestockte Waldungen, welche einen reinen Ertrag von etwa 200 fl. jährlich gewähren; dieselben gehörten früher 36 Gemeindebürgern, welche zur Nutzung der Waldungen berechtigt waren, und kamen erst im Jahr 1845 mittelst einer Abfindungssumme von 2280 fl. an die Gemeinde. Einige Bürger besitzen 6–10 Morgen Privatwaldungen.

Eigentliche Weiden sind nur etwa 20 Morgen vorhanden; diese, wie die Brach- und Stoppelweide, werden zur Schäferei verpachtet; die Gemeindekasse bezieht hiefür als jährlichen Pacht etwa 160 fl. und für den Pferch 150–170 fl. Im Herbste werden die Weiden auch für das Rindvieh benützt.

Bei der nicht unbedeutenden Pferdezucht wird neuerlich den Racepferden mehr der Vorzug gegeben, wiewohl der gewöhnliche Landschlag immer noch heimisch ist. Die Stuten kommen theils auf die nächstgelegenen Beschälplatten, theils werden sie von patentisirten Hengsten bedeckt. Der Verkauf von Pferden zu namhaften Preisen ist beträchtlich. Die Rindviehzucht wird sehr gut betrieben; der feingliederige, namentlich Allgäuer-Schlag, wird wegen des größeren Milcherzeugnisses, der grobgliederigen, schäckigen Schweizerrace vorgezogen. Zur Kreuzung sind von der Gemeinde zwei Simmenthaler Farren angeschafft worden, welche ein Bürger gegen jährlich 90 fl. und der Benützung einer 16/8 Morgen großen Wiese hält. Viehmastung findet meist für den eigenen Verbrauch statt, während nicht gemästetes Vieh aus benachbarten Märkten häufig zum Verkauf kommt.

Die Schafzucht wird von einigen Bauern betrieben; Schafe und Wolle kommen auf dem Markte in Ehingen zum Verkauf.

Die Schweinezucht ist gleichfalls unbedeutend, und in Folge der Kartoffelkrankheit und der höheren Fruchtpreise hat auch die Mastung in neuerer Zeit nachgelassen.

Die Zucht der Bienen ist unbedeutend, dagegen wird viel Geflügel, namentlich Gänse, gezogen, und theils in Ulm, theils an Händler im Ort, verkauft.

Dem Verkehr mit näheren und entfernteren Orten dienen die Vicinalstraßen nach Bihlafingen, Hüttisheim, Bronnen, Burgrieden und Achstetten, welch letztere in die Ulm–Biberacher Hauptstraße einführt. Überdieß ist der Ort von der nächstgelegenen Eisenbahnstation Rißtissen nur etwa 5/4 Stunden entfernt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)