Seite:Oberamt Laupheim 255.jpg

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Alle vorgenannte Gemeinde-Parcellen kamen im Jahr 1806 unter k. bayerische, im Jahr 1810 unter k. württembergische Landeshoheit.


Sinningen.
Gemeinde III. Klasse mit 233 kath. Einw., Filial von Kirchberg, OA. Biberach.

In der weiten Illerthalebene liegt umgeben von Obstgärten und üppigen Wiesengründen das mittelgroße, aus meist ansehnlichen Bauernwohnungen bestehende freundliche Dorf, durch das die Ulm–Leutkircher Landstraße führt. Die Entfernung von dem nordwestlich gelegenen Laupheim beträgt fünf Stunden, und die von dem Mutterort Kirchberg 1/2 Stunde. Vermöge der freien, von keiner Seite geschützten Lage, ist die Luft etwas scharf, übrigens gesund und rein, daher auch die Einwohner sich nicht selten eines hohen Alters erfreuen.

Neben mehreren Brunnen, die hinreichend Trinkwasser liefern, fließt noch die Güsse durch den Ort und treibt unterhalb desselben eine stattliche Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, und oberhalb des Orts eine Öl-Mühle. Die 1/8 Stunde östlich fließende Iller verursacht nicht selten den Feldern nachtheilige Überschwemmungen und breitet ihre Fluthen Gefahr drohend bis in den Ort aus.

An der östlichen Seite des Dorfs steht die mit einem dreiseitig schließenden Chor versehene gefällige Kirche, welche die Gemeinde unterhält. Das nicht hohe Thürmchen (Dachreiter) trägt ein mit Blech beschlagenes Bohlendach. In dieser Kirche wird jede Woche einmal Gottesdienst gehalten.

Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule in Kirchberg, und die Gemeinderathssitzungen werden in der Wohnung des jeweiligen Schultheißen abgehalten.

Die im Allgemeinen mittelmäßig begüterten Einwohner treiben mit großer Emsigkeit die Landwirthschaft, welche auch ihre Haupterwerbsquelle bildet; die Gewerbe sind, mit Ausnahme der schon angeführten Mühlen, einer Schildwirthschaft und eines im Ort wohnenden Holzhändlers, von keinem Belang. Ein Theil der Einwohner sucht sich durch Holzmachen in den benachbarten Waldungen einigen Verdienst zu sichern. Auf dem sogenannten Sinninger Ried wird von Einzelnen zuweilen zur eigenen Benützung Torf gestochen, der übrigens von ziemlich geringer Beschaffenheit ist.

Die Markung, welche durchaus eben liegt, wird ausschließlich von 418 Morgen Waldungen, welche der Gutsherrschaft gehören, für den Feldbau benützt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)