Seite:Oberamt Laupheim 277.jpg

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Nur die Ulm–Leutkircher Straße führt durch den Ort und setzt denselben mit der Umgegend in Verbindung; der Verkehr mit den auf dem jenseitigen Ufer der Iller gelegenen bayerischen Orten wird, seit die Brücke im Jahr 1807 von den Franzosen niedergebrannt wurde, durch eine bayerischer Seits angelegte Fähre bewerkstelligt. Im Ort selbst führen zwei hölzerne Brücken und einige Stege über die Weihung.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.; eine Armenpflege mit einem Fonds von 1396 fl. ist vorhanden.

Bemerkenswert ist, daß sich im Jahr 1619 in der Nacht vom 16. Januar die Anhöhe, worauf die Kirche steht, von selbst gespalten hat, so daß sie nun zwei Hügel bildet.

Auf der sogenannten Bleiche, 1/8 Stunde nördlich von Unter-Kirchberg, befinden sich unter der Erdfläche, hauptsächlich auf einem dem Müller Joseph Anton Enderle gehörigen Grundstück, namhafte Substructionen römischer Gebäude, Estrichböden etc.; man gräbt daselbst nicht selten Backsteine, Ziegel- und Gefäßefragmente aus, auch römische Broncemünzen sind schon zum Vorschein gekommen (s. hierüber den allgemeinen Theil).

Zunächst des gegenwärtigen Begräbnißplatzes entdeckte man im Jahr 1839 viele alte Gräber, die außer den Skeletten Waffen, namentlich sogenannte Sachse, enthielten.

Unter-Kirchberg gehörte zur Grafschaft Kirchberg-Weissenhorn, und der dermalige Grundbesitzer ist Raimund Ignaz Johann Nepomuk Maria Graf v. Fugger-Kirchberg, Weissenhorner Linie, geboren 1810. Den Zehnten „in Chirchberg“, welchen bisher der Staat bezog, der auch das Pfarr-Patronat hat, besaß das Kloster Wiblingen durch Überlassung Bischof Gebhards von Constanz, † 1110 laut Urkunde Pabst Eugens III. vom 6. Februar 1148 (Wirt. Urkundenbuch 2, 46) und ebendaselbst die Kirche laut Urkunde Pabst Cölestins III. vom 1. Juni 1194. Am 22. April 1379 gestattete Bischof Heinrich von Constanz dem Kloster Wiblingen, solche Kirche durch einen ihrer Mönche versehen zu lassen (St.-A.); indeß hatte das Kloster doch noch im Jahr 1431 die Beihilfe des Pabst Eugen IV. nöthig, um ihr damals gekränktes Patronatrecht zu behaupten.

Die Pfarrei hatte viele, mit Ausnahme von Mussingen, ihr sämmtlich hauptsächlich in den Jahren 1818 und 1819 abgenommene Filialien. Ober-Kirchberg wurde zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben, welcher die Filiale Beutelreusch, Buch und Oberweiler zugegeben wurden, Essendorf wurde nach Steinberg eingepfarrt, Unterweiler mit Fischbach kam nach Wiblingen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)