Seite:Oberamt Laupheim 298.jpg

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Außerhalb (südwestlich) des Orts steht an der Weihung die Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die der heil. Maria gewidmete Pfarrkirche stammt aus zwei verschiedenen Bau-Perioden, indem der im germanischen Styl gehaltene, dreiseitig schließende Chor viel älter ist, als das später in einem geschmacklosen Styl angebaute Langhaus, dessen westliche Giebelseite vor einigen Jahren theilweise herabgestürzt und bis jetzt nicht wieder aufgebaut, sondern nur mit Brettern verschlagen ist. Der alte, ebenfalls baufällige Thurm ist mit einem Satteldach versehen, an dessen Ecken, wie an seinen Spitzen, viereckige Säulchen emporstreben. Auf demselben hängen zwei Glocken, welche 1490 gegossen wurden.

Das durch Emporen verdüsterte Innere der Kirche hat zwei alte, aus Holz gut geschnittene Bilder, welche aus der nun abgebrochenen Kirche des längst abgegangenen Orts Witzishofen (Weidlingshofen, Weickelshofen, Weitleshofen, Weilertshofen) hieher gebracht wurden. Der ummauerte Begräbnißplatz umgibt die Kirche.

Das mit freundlichen Gartenanlagen umgebene Pfarrhaus, welches im Jahr 1755 von den Zehentherren (Kloster Wiblingen, Hospital Ulm und der Pfarrei) erbaut wurde, liegt frei südlich der Kirche und hat nur gegen Westen über Weinstetten hin eine, jedoch nicht ausgedehnte Aussicht.

Das Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers befindet, wurde im Jahr 1840/44 neu erbaut. Die Schule haben außer den Kindern des Orts auch die von sämmtlichen Filialorten zu besuchen.

Mit Wasser ist der Ort im Überfluß versehen; außer der Weihung und des unterhalb des Orts in dieselbe einmündenden Reichenbachs sind noch viele Quellen und Brunnen vorhanden, die übrigens kein gutes Trinkwasser liefern.

Die Einwohner, deren Charakter und Nahrungsquellen denen von Weinstetten gleichen, sind in Folge ihrer unbedeutenden Feldmarkung und des ziemlich unergiebigen Bodens in ihren Vermögensumständen noch weiter zurück, als die Einwohner von Weinstetten. Eigentliche Bauernhöfe sind nicht vorhanden, indem der größte Güterbesitz etwa 40 Morgen beträgt.

Die Bodenverhältnisse sind geringer als in Weinstetten, mit Ausnahme von etwa 50 Morgen, welche nördlich und nordöstlich von dem Ort liegen; der übrige Theil der Markung hat einen etwas naßkalten, nicht durchlassenden, minder ergiebigen Boden. Der Durchschnittsertrag von einem Morgen stellt sich auf 41/2 – 6 Scheffel Dinkel, 21/2 – 31/2 Scheffel Roggen, 21/2 – 31/2 Scheffel Gerste

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)