Seite:Oberamt Laupheim 306.jpg

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Der Ort ist mit ziemlich gutem Trinkwasser reichlich versehen, indem beinahe an jedem Hause ein Pumpbrunnen sich befindet; auch bestehen im Kloster zwei künstliche Brunnenwerke, welche das Wasser in alle Theile desselben leiten. Früher bestanden in der Nähe des Orts mehrere Weiher, der große, der Binsen- und der Christeles-Weiher, welche längst in Wiesengrund umgewandelt sind, sowie auch neuerlich die 1/4 Stunde westlich vom Ort im Wald „Naßgeländ“ gelegenen zwei Seen trocken gelegt und der Waldkultur übergeben wurden.

Durch den Ort führt die Ulm–Leutkircher Landstraße; außer ihr gehen Vicinalstraßen nach Unterweiler und Gögglingen, welch’ letztere in die Ulm–Biberacher Landstraße eingeht. Eine 1829 erbaute steinerne Brücke führt 1/2 Stunde westlich von Wiblingen über die Donau, und 1/4 Stunde nördlich vom Ort über die Iller ein vor 15 Jahren an die Stelle einer Fähre angelegter hölzerner Steg für Fußgänger, welche auf näherem Wege nach Ulm gelangen wollen, und dem Inhaber des Steges (einem bayerischen Unterthan) ein Brückengeld von 1 kr. die Person zu zahlen haben. Auch über die Weihung sind mehrere Stege und eine hölzerne Brücke angelegt. Zur nächstgelegenen Eisenbahnstation Ulm beträgt die Entfernung auf dem Fußweg eine Stunde, der Landstraße nach aber 11/2 Stunden.

Die Einwohner, großentheils unbemittelt, nähern sich in ihren Sitten mehr den Städtern, und sind in öconomischer Beziehung von Klosterzeiten her noch etwas verwöhnt; übrigens trifft man neben religiösem Sinn doch auch vielen Fleiß und Ordnungsliebe. Die Erwerbsmittel sind neben Feldbau, Viehzucht, die gewöhnlichen Handwerke, sowie Holzmachen in den nahe gelegenen Waldungen und Taglohnen, wozu Ulm erwünschte Gelegenheit bietet. Der begütertste Einwohner besitzt 60 – 70 Morgen.

Die ziemlich große, beinahe ebene Markung, wird im südwestlichen Theil mehr für die Waldkultur benützt, während die Iller- und Donauthalebenen meist mit Gesträuchen bewachsen sind und wegen des magern, geröllereichen Bodens, wie wegen des häufigen Austretens der beiden Flüsse, sich für die Feldkultur nicht eignen. Der übrige, der Landwirthschaft dienende Theil der Markung, hat einen ziemlich fruchtbaren vorherrschend sandigen, leichten Boden, dem Gerölleschutt und Thon zur Unterlage dienen; deßhalb baut man auch in dem Winterfeld mehr Roggen als Dinkel, im Sommerfeld Gerste, Wicken und Hafer; letzterer will übrigens nicht recht gedeihen.

Das Klima ist mild und die Luft wegen der Winde, welchen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_306.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)