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Das Königreich Persien ist ein reiches Land. 109

Golds bezahlen: Sie aber / die Compagnia, solt in drey / oder vier / Jahren keine Specerey in Persien schicken / so würde gantz Persien grossen Mangel leiden / und denn Selbst wieder an die Compagnia schicken / und Verantwortet Sich. Commerce suchen. (Denn die Engelländer von Specereyen nichts / als Pfeffer / dahin bringen.) Er hatte es auch redlich errahten / und da in solcher Zeit / dreyer Jahr / keine Specerey in Persien geführet wurde / schickten Sie einen eigenen Ambassadeur nach Batavia, zu unsern Gouverneur, Die Persianer begehren Seiner wieder. um die gewöhnliche Commerce nicht zu sperren. Darauf unsere Schiffe wieder Ihren Cours hinnahmen / und Ihre Wahren noch eines so theuer anbrachten: als für drey / oder vier / Jahren / und in einem Jahr den Unkosten wieder hatten / den Sie meinten / Ihnen geschehen zu seyn.

Als die Zeitung wieder in Holland kam / begehrte die Compagnia Herrn Nicolaum Oberschy / restituirte Ihm auch wieder / was Sie preiß gemacht / und schickten Ihn in grösserer Qualität noch einmahl in Indien. Daselbst als Er glücklich arrivirte, und solches in Persien kunt gethan worden / begehrten auch die Persianer wieder / daß Er Seinen Sitz bey Ihnen nehmen solte / wie vorhin. Der Herr General aber zu Batavia wolte darein nicht verstehen; was Ursach / hab Ich nicht penetriren können.

Persien ist sehr fruchtbahr. Wann Indien wäre wie Persien / und man Seines Gottesdiensts allda auch abwarten könnte / wolte Ich mir nicht wünschen dafür in Teutschland zu seyn. Es ist überaus fruchtbahr / von allerley Frucht / die Wir auf den Christenboden haben / von Korn / Aepfel / Birn / Nüssen / Wein. Es gibt Grosse Zwifeln und Schaaf. so grosse † Zwifel[WS 1] / als eines Manns Faust ist / und Schaaf / deren * Schwantz dreyssig / in die viertzig / Pfund wigt / schön klar / und fett. So gibts auch absonderliche Früchte / die man Dattel nennt / gut zu essen / sonderlich / so sie in Zucker gelegt werden; sehen aber aus wie eine Eichel. Bloß und ohne Zucker / die Sie Backdattel heisen / geben Sie den Eseln zu essen. Unsere Schiffe brachten viel Seiden-Wahren / viel Indigo / Meng / Lack / und andere Farben: auch viel Spanisch Wachs[WS 2] / Rosenwasser / Persianischen Wein / welches beydes letztere nur in Indien verführet wird / weil sichs in Holland nicht führen lassen will. Also haben freylich die Heyden die beste / und schönste / Länder / und Insulen / innen; aber Gott der Allmächtige hat Ihnen den Verstand nicht gegeben / daß Sie es recht zu Nutzen bringen können; müssen gleichwohl den Christen solche zukommen lassen / und manchmahl noch bitten / daß Sie es annehmen mögten. Es sind auch viel / die mehr nicht haben: als eines Tages kost; auch so genaturet / daß / wann Sie mehr Vorraht haben / als einen Tag / Sie also hochmühtig und stoltz werden / daß Sie keiner einigen Nation ein gut Wort geben / in Ihren Sinn die allerreichste von der Welt / die keines Menschen brauchten.

† Herr Olearius meldet in Seiner Persianischen Reis-Beschreibung / Lib. IV. Cap. 9. p. m. 575. daß in der Landschaft Tarum, so an Chalchal[WS 3] gräntzet / so grosse Zwifeln wachsen / daß eine drey Pfund wiege.

*Erst-Ehrengedachter confirmirets / pag. 567. An etlichen Orten sind sie so groß / sagt Er / als unsere gemeine / etliche grösser / wie die in Dithmarschen; die meinsten / und besten / haben krumme erhabene Nasen / und lang herunterhangende Ohren / als unsere rauche Wasser-Hund; haben Schwäntze / welche zehen / zwantzig / in dreissig / Pfund wägen / ist lauter Fett; hergegen aber haben sie nicht viel Fett am

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zwifel - besser bekannt als Zwiebel.
  2. Spanisch Wachs - heute bekannt als Siegellack.
  3. Chalchal - Ort im heutigen Tadschikistan.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b109.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)