Seite:Ostindianische Kriegsdienste b119.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
nach des Manns Tod. 119

Krüg mit Oli und Spiritus ins Feuer / und werfen viel Holtz / so alles dabey in Bereitschaft stehet / dazu / daß Sie wohl ehe mit Holtz zu tod geworfen / als verbrannt wird. Wenn nun alles zu Aschen worden / nehmen die Freund die Asche / und streuen Sie in das Rivier, gehen mit Freuden wieder nach Haus.

Etwas anderst erzählet es Herr von Mandelslo / Lib. I. p. m. 73. von einer Rasbutin, einem vornehmen schönen Weib / so noch nicht über zwantzig Jahr alt war. Ihr Mann / spricht Er / als ein vornehmer Hauptmann / war hinter Lahor, bey zweyhundert Meilen von Cambaja, erschlagen. In Mangel dessen Cörper nun / wolte Sie Ihr feuriges Begräbnus allein halten. Sie hatte zwar lang zuvor um diesen Tod bey dem Sulthan, oder Gubernator dieser Stadt / angehalten / welcher es Ihr anfangs nicht erlauben wollen / weil Ihres Manns Cörper nicht zu Stelle. Wie Sie es endlich erhielte / gieng Sie mit grosser Freudigkeit zum Holtzhauffen. Ich halte / Sie müssen das Offion oder Opium einnehmen / welches Sie so freudig und behertzt machet / daß Sie darzu / wovor die Natur sonst sich entsetzet / so freudig sind. Den Anfang dieser Procession machten etliche Spielleut / mit zweyerley Art Paucken / und Schalmeyen; darnach folgten etliche Jungfern / und Weiber / welche vor der lebendigen Leich her spielten / und tantzten; hinter Ihr giengen auch viel Mann- und Weibs-Volk / neben etlichen Kindern. Sie / die Witwe / war mit köstlichen Kleidern angethan / mit Ringen / Armbanden an Händen / Armen / Beinen / und Füssen / nach Ihrer Art wohl gezieret. Als Sie zum Holtzhauffen kam / nahm Sie Abschied von allen Ihren Freunden / theilte Ihre beste Kleinodien / und Geschmeide / unter Sie / davon Wir das unvermuhtliche Glück auch etwas beschehrte. Denn wie Ich / neben zweyen Engelländern / zu Pferd nahe bey Ihr hielte / mogte Sie vielleicht an unsern Gebärden vermerken / daß Wir Sie beklagten / risse Sie etliche Brasoletten vom Arm / warf Sie nach Uns / davon Ich eines ergriffe / und zum Gedächtnus behalte. Demnach satzte Sie Sich auf einen gar hoch aufgestaffelten Holtzhauffen / welcher meinst von Apricos- oder Morellen-Holtz / mit Zimmet / und Sandel / durchleget / und mit wohlriechendem Oel begossen. Wie solches auf Ihren Befehl angezündet war / goß Sie über Ihren Kopf / und über gantzen Leib / aus einem grossen Krug ein wohlriechendes köstliches Oel / welches die Flamme des Feuers vermehrte / und zu Ihr führte / daß Sie also ohn einigen Geruf / oder übel Gebärde von Quahl / in einem Hui und Augenblick / gleich als mit einem Blitz / getödet wurde. Es stunden etliche Ihrer Freund / welche auch gantze Krüg voll Oels zu der Glut gossen / damit der Brand desto eilfertiger alles auffraß. Die Asche wurde hernach ins Wasser geschüttet. Herport kommt fast in allen mit diesen Erzählungen überein / ohn daß Er / pag. 165. sagt: Sie ziehe ein geles Kleid an / von dünnen Cattunen-Zeug / und Ihr Aschen werde von Ihren Freunden in silbernen Gefässen verwahret.

Die zarteste Leinwath kommt daher. Sonst was Victuaille belangt / ist auf dem Land gut wohnen / und kann man von dar aus / zu Fuß / biß auf der Christen Boden reisen / woselbst auch das beste Cattun / oder Baumwollen-Leinwerck herkommt / * weil Plätze sich finden / darinnen fünf / biß in sechs tausend Weber anzutreffen / deren Stuck eines funfzig Holländischer Ellen / oder funfzig Klafter / halten muß / und allerley Sorten. Die Holländer haben Ihren eignen Mann daselbst / und wenn ein Indianer Seine rechte Maß nicht liefert / so wird Sein Gut alsobald ins Feuer geschmissen / und verbrannt / und unser einer darf nicht nur eine halbe Ellen davon nehmen / welches denn unter die Heyden einen grossen Schrecken machete.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)