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18 Beschreibung der Stadt Batavia.

so der Generalität Holtz / und Wasser : alle Abend aber auf die Pünten oder Bollwerck / wo die Soldaten wachen / gewisse Cloacen tragen / und Morgens frühe wieder abnehmen müssen / und den Chinesern für Taback / und Pinen / geben / welche damit Ihre Gärten / und Felder / düngen.

Dessen Bollwerck und Bevestigung. Es seynd aber bemelten Bollwerck vier; Das erste die Perlin[WS 1] genennet: Das andere der Diamant: Das dritte der Rubin. Das vierte der Saphier / welche alle von Steinen / die auf ein drey Meil davon / von den Klippen in etlichen Insulen / gebrochen werden / aufgeführet / abhangige Schieß-Löcher haben / und mit schönen fruchtbahren Bäumen / sonderlich Mangos, und Limonien / besetzt sind. Zwey Thor gehen in das Castell, die Wasserport / und das Landthor / welche beyde einen gewölbten Eingang haben / und ein Aufzieh-Brucken / mit einem starcken eisern Fall-Gattern / auf die Art / wie hier in unserm Patria unter den Thoren zu sehen.

Der Stadt Aussenwerck. Die Stadt selbst ist mit treflichen Aussenwercken eingefangen / als disseits des Wassers / fürs erste / mit der Pünte[WS 2] Küllenberg: Fürs ander / Seeburg / worauf Ich lange Zeit gelegen: Fürs dritte Gröningen: Fürs vierte / Ober-Issel: Fürs fünfte West-Frießland: Fürs sechste / Utrecht: Fürs siebende / Zeelandia: Fürs achte / Nassau: Fürs neunte / Dijes. Uber dem Wasser / an der neuen Port / wo die Hauptwacht / ist fürs erste / die Pünte Grünberg: Fürs ander / Hollandia: Fürs dritte / Amsterdam: Fürs vierte / Gelderland / welches Werck sehr groß und stattlich ist: Fürs fünfte / Rotterdam / daher es eben kommt / weiln den Einheimischen nicht zu viel zu trauen / daß Batavia immer auf die zwey tausend Mann Besatzung haben muste; deßwegen Sie Ihre Wachten / sonderlich zu Nachts / auch scharf bestellen. Gleich um sieben Uhr werden Sie aufgesetzt / und muß Jedwedere zwo Stunden stehen. Denn die erste wird um Glock neun abgelöset: Die andere um Glock eilf / und so fort. So bald Scharfe Wacht daselbst. als neun Uhr ist / und die Glocke in der Forteresse gelitten worden / darf die Schildwacht bey Lebens Straff keinen passiren lassen / Sie habe denn zuvor den Corporal von der Wacht geruffen / und von deme Licenz bekommen. Auf dem Wall aber lässet man um solche Zeit gar niemand / als die Haupt-Runde. Einer Schildwacht aber begegnete einsmahls ein lustiger Streich. Denn da Sie Jemands gewahr wurde / der eine zimliche Last auf den Rucken trug / und Ihn auf Indianisch anschrye: Wer da ? Dieser aber wieder auf Indianisch antwortete: Es wäre ein Maleyer! ruffete die Schildwacht Ihren Corporal. Der aber / da Er kam / und wissen wolte / Eine wunderliche Begebenheit. was Er im Sack hätte / und von Ihm hörete / daß Er Holländisches Fleisch trüge / stellte Er / Unser Corporal, Sich / als ob Er visitirn wolte; Mein guter Indianer aber / wurf den Sack geschwind herab / und sprang wie ein Hirsch davon. Als man aber den Sack öfnete / stack ein anderer Sack darinn / eine Holländische Dame / die gedachter Indianer in ein ander Haus / zu einer guten Compagnia bringen solte / um die Zeit zu kürtzen / weil Sie für der Noht / derer die Dame abhelfen solte / nicht schlaffen könten. Als mans aber recht besahe in der Wacht / baat Sie mächtig / Ihr williges Hertz auch andern Dürftigen zu dienen in Geheim zu halten / darum Sie ein merckliches der Wacht spendiren wolte. Da Ich weg zog / lebte die ehrliche Madame noch zu Batavia, derer auch der Name geblieben / daß mans von derselben Zeit an das Holländisch Fleich getituliret hat.

Ihre Müntz. Keine eigene Müntz führet die Compagnia daselbst / die Sie selber

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Perlin - vulkanisches Glas, besser bekannt als Perlit.
  2. Pünte - ist eine Fähre.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Fünfzehenjährige Kriegsdienste, Nürnberg 1672, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b18.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)