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76 Was für Unziefer auf der Insul Ceilon.

eiserne Kette / von zehen Ellen lang / mit einem grossen Angel-Hacken machen / welche auch noch selbigen Tag fertig worden / daran befahl der Capitain ein tod Schwein zu stecken / und selbiges an den Ort / wo der Soldat weggenommen / des Abends ins Wasser zu hängen / den darauf folgenden Tag sehr frühe ließ der Capitain die Ketter wiederum heraus ziehen / in Meinung / es würde der Keyman damit gefangen worden seyn. Als aber die Kette ans Ufer kam / war weder das Schwein / viel weniger das Crocodil / daran zu sehen.

Ein Schiffers-Knecht wird wunderlich vor einem bewahret. Wir hatten einen in der Compagnia, einen Schiffers-Knecht / der vom Glück zu sagen wuste / in dergleichen Gefahr. In ein Gesträus kam Er / und wolte Seine Nohtdurft verrichten / meinte auch nicht anderst / Er ruhete * auf einen alten Storn. Da aber Knal / und Fall / gieng / war es ein Crocodil / das über dem Gepluder so wohl erschrack / und durchschoß / als Er erschrack / Sein Geräht geschwind wieder zusamm raspelte / und mit offnen Hosen lief / was Er lauffen kunnte / und / Gott lob! auch davon kam.

*Volquard Iversen meldet / in Seiner Reiß-Beschreibung im vierten Capitul / p. m. 187. dieses: Das Tiehr mache sich oft aus dem Wasser / aufs Land / und an die Büsche / seine Nahrung auf dem Land zu suchen / indem es sich an den Busch strecke / daß mans für einen Baum / oder Stück Holtz / ansehen solte.

Wunderns wehrt ist es wohl / daß in Africa, im Königreich Guinea, eine Mail Wegs von dem Castell de Mina, nach Zeugnus Hemmersams / p. m. 85. eine solche Refier seyn soll / da man zwar stets viel Crocodilen finde / die / so die Sonne sehr heiß scheinet / sich zu sechs / und sieben / in Sand legen / und wältzen / und miteinander spielen / doch an selbigen Orten den Menschen nichts thäten / wie an andern Orten geschehe. Ich / spricht gedachter / pag. 86. bin viel dahin zu baden gangen; hab aber anfänglich nicht getrauet / biß Uns die Mohren versprochen / so Wir ihnen nichts thun wolten (denn Sie haltens daselbst für Götter) so würden sie Uns auch nichts thun; wann Wir aber ihnen Leid zufügen würden / müsten Wir gewiß sterben. Wir hatten wohl keinen Glauben daran / doch tähten sie Uns nichts / und Wir ihnen auch nicht. Jedoch kamen etliche / so sagten / daß einsten Sie dahin kommen / als Sie nach Sammay gehen wollen / und Rohr / um Vögel zu schiessen / bey Sich gehabt / da hätten Sie eines tod geschossen / darob die Mohren wären böß worden / und weil Bekannte darunter waren / Ihnen zwar nichts gethan / aber doch gesagt: Sie würden gewiß alle Sechs in einer Jahrs-Frist sterben / welches Ihren Fünfen auch wiederfuhr in solcher Zeit / doch bliebe der sechste beym Leben; Darauf verlachten Wir Sie in Ihrem Aberglauben / und widersprachen Ihnen / daß einer gleichwohl davon kommen. So Wir Uns badeten / und heraus auf sie zu giengen / lieffen sie ins Wasser.

Mann kanns sonst wohl mercken / wann man genau Achtung gibt / wo er sich aufhält. Dann er einen zimlichen lauten Hall von sich gibt / fast wie ein beissiger Hund / der die Zähn aufeinander hauet / daß man das knürschen von fernen hören kann / mit einem vernehmlichen Klang.

Der Wurm Cento pè. Nechst den Crocodil / und Schlangen / ist sonst noch viel Ungeziefer auf Ceilon. Ein Art Würmer ists / die die Portugäsen genennt * Un cento pé, auch die Holländer / Tausendbein[WS 1] / einer grossen Spann[WS 2] lang / haben bräunlicht / auch viel weisse / Füsse / und sind so vergift / daß / wann sie einen zwicken / solches alsobald auflaufft / und einer meinet / Er müsse / der grossen Schmertzen wegen / gantz toll und närrisch werden; bey der Nacht

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Tausendbein - Tausendfüßer
  2. grosse Spann - Große Spanne; ca. 20 cm
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b76.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)