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sie zu der Hütte des Köhlers, der es gepflegt hatte. Und bald nachher brachten sie es, unter lautem Jubel, nach der Burg zurück. Der Köhler, der es dahin begleitete, trug den Kranz, den das Kind bei seiner Hütte geflochten hatte, und überreichte ihn dem Vater, der Freudetrunken sein Töchterchen in seine Arme schloß.

Der Kranz hieß damals: Quäste. Zum Andenken dieser sonderbaren Begebenheit, nannte der Burgherr von diesem Kranze, den er heilig aufbewahrte, sein Schloß, das sonst Finsterberg hieß: die Quästenburg, schenkte, vor Freude über die Auffindung seiner Tochter, dem Köhler und der Gemeinde zu Rota auf ewige Zeiten die Wiese, auf der sie das Fräulein fanden[1], und ordnete, aus Dankbarkeit,


  1. Noch jetzt besitzt wirklich die Gemeinde von Rota, einem mansfeldischen Dorfe, anderthalb Stunden von Quästenberg entfernt, eine Wiese, welche jetzt von der Pfarre zu Quästenberg zu Lehn geht. Als Zins muß sie alle Jahr am zweiten Pfingsttage, vor [128] Sonnenaufgang, auf der Pfarre zu Quästenberg einige Brode abliefern; wird der Lohnzins nicht zur rechten Zeit gebracht, so hat der Prediger das Recht, sich das beste Rind aus der Heerde der Gemeine von Rota auszusuchen.
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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)