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übersah alles um sich her mit immer festerm Blick, und wagte es endlich, aus einer Kanne zu trinken, die neben ihm hingesetzt war, und aus welcher der Wein ihm lieblich entgegenduftete. Er fühlte sich wie neubelebt; und so oft er Ermüdung spürte, holte er sich aus der nie versiegenden Kanne neue Kräfte. Doch endlich übermannt’ ihn der Schlaf.

Beim Erwachen fand er sich auf dem umschloßnen grünen Platz wieder, wo er seine Ziegen ausruhen zu lassen pflegte. Er rieb sich die Augen, konnte aber weder Hund noch Ziegen entdecken, staunte über das hochaufgeschoßne Gras, und über Sträucher und Bäume, die er vorher hier noch nie bemerkt hatte. Kopfschüttelnd ging er weiter, alle die Wege und Steige hindurch, die er täglich mit seiner Heerde zu durchirren pflegte; aber nirgends fand sich eine Spur von seinen Ziegen. Unter sich sah’ er Sittendorf, und endlich stieg er, mit beschleunigtem Schritt herab, um hier nach seiner Heerde zu fragen.

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)