Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/7

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche auf wichtige Resultate leiten. Hier entdeckt der Forscher eine Volksstimmung, die der Humanität entspricht, dort sieht er Verschrobenheit; hier zeigt sich feines sittliches Gefühl, dort Hang zur Ausschweifung oder wilder Grausamkeit; hier Frohsinn und schäkernde Laune, dort Bitterkeit in Ernst und Spott; hier Geradheit und Ausdruck der Kraft, dort schleichende List oder hartnäckige Tücke; hier freier unbewölkter Blick, dort der Nebel des Aberglaubens; hier der Einfluß einer guten menschenfreundlichen Regierung, dort Sklavensinn, durch Bedrückung erpreßt.

Oft liest auch der Menschenbeobachter von geschärfteren Sinnen, in diesen Sagen, Bruchstücke der Geschichte der nahen oder fernen Zukunft, mit mehrerer Gewißheit, als er die Geschichte der frühern Vergangenheit in sogenannten historischen Werken ahnet. Oft kann er daraus politische Evolutionen und Revolutionen vorhersagen, so wie er aus dem frohen Aufkeimen der wohlausgestreuten Saat eine

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)