Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/118

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Als der sehr vergnügte Kommandant uns auch am folgenden Tage seine Gegenwart schenkte, überraschte ich ihn durch eine neue Probe der Geschicklichkeit meiner Männer. Ich ließ auf dem Platze sechs Säulen aufrichten und Kürbisse darauf setzen. Diese mußten meine Leute im schnellsten Ritte mit Pfeilen herabschießen und mit den Lanzen herabstechen. Endlich hielten sie ein Wettrennen zu Pferde. In diesen beiden Übungen zeigten sie große Fertigkeit und errangen sich dadurch neue Geschenke. Am folgenden Morgen nach angehörter heiliger Messe kehrten meine werten Gäste in die Stadt zurück. Wir alle begleiteten sie fünf spanische Meilen weit, und fünfundzwanzig Mann bis Santa Fé, wo man dieselben mit Geschenken an Kühen und Schafen beehrte.

Man wird mir diese Erzählung vergeben, da sie zum Teile auch beweist, wie die Feste zugleich Gelegenheit zu religiösen Übungen boten. Selbst das rauschende Vergnügen war stets vom Gebete begleitet; und so sehr meine Pfarrkinder dabei auf die Lustbarkeit bedacht waren, so genossen sie dieselbe doch erst, nachdem sie am Morgen oder am Vortage ihr Gewissen durch das heilige Sakrament der Buße gereinigt hatten.


Christliches Tugendstreben.

Es fehlte unter meinem Volke nicht an Proben verschiedener Tugenden, durch welche unsere Neubekehrten sich als würdige Christen bewährten. Eine Heidin lebte mit einer Neubekehrten in Zwietracht, die endlich auf sehr rohe Art zum Ausbruche kam. Die Christin bat mich, sie zu lehren, wie sie sich dabei zu verhalten habe. Meine Ermahnung zur Nachgiebigkeit wurde von ihr mit solcher Verleugnung ihrer selbst beobachtet, daß sie sich jederzeit entfernte, so oft die Heidin im Zorn aufflammte, und daß sie einst, als die andere sie zu Boden warf, um sie zum Raufen zu bringen, geduldig aufstand und gelassen mich besuchte und bei mir blieb, damit die Widersacherin sie nicht in Zorn versetzen könne.

Von Liebschaften, die mit Verführung endeten, hörte man in meiner Gemeinde nichts, wohl aber von sehr erbaulichen Zügen der Behutsamkeit, mit der man über sich und andere wachte, um Reize zur Übertretung des sechsten Gebotes zu unterdrücken. Ein tapferer angesehener Indianer ritt einst durch einen Wald; ein Mädchen zu Pferd begegnete ihm und lachte ihn an. Er hielt