Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/122

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die Ungeduld möchte sein geliebtes Kind überwältigen. „Was ist dir, mein Sohn, bist du ungeduldig?“ fragte er. „Nein, Vater“, schluchzte der Kranke; „aber es peinigt mich, daß ich nicht mehr so leicht an Gott denken kann wie vorher.“ Wenige Augenblicke darauf war er tot. Er hatte etwas Eigentum besessen, das ihm von seinem Vater geschenkt worden war; davon vermachte er einen Teil seinen Brüdern, einen Teil den Armen und vier Pferde der Kirche. Domingo, der mit rührender Standhaftigkeit den Verlust dieses Sohnes ertrug, schenkte dessen noch schöne Kleider an andere Knaben und verteilte am Tage der Beerdigung vier Strich Weizen unter die Armen.

Auch Cithaalin, wiewohl von rauher und aufbrausender Gemütsart, ertrug eines Sohnes Tod mit Gelassenheit. Sein Anton fühlte das Lebensende herannahen. „Heute ist Freitag“, sagte er, „es wäre wohl gut, wenn ich heute sterben könnte, denn an einem Freitage starb auch unser Heiland. Aber ich sterbe erst morgen, am Samstage, am Tage Unserer Lieben Frau; diese wird mich rufen.“ Nach Mitternacht wünschte er zu wissen, ob der Hahn schon gekräht habe. Da man ihm antwortete: „Noch nicht!“ verlangte er, man solle es ihm doch sagen, sobald es geschehe. Man willfahrte seinem Wunsche. Da sprach er voll Freude: „Der Tag bricht also an; ich werde sterben und zu meiner himmlischen Mutter eilen.“ Bald darauf war er eine Leiche.

Mein bester Violinspieler kam gleichfalls aufs Krankenlager und fühlte seine bevorstehende Auflösung. Nachdem ich ihm die heiligen Sakramente gespendet, ersuchte er mich, seine Eltern zu rufen. Diese redete er also an: „Lieber Vater und liebe Mutter! Obwohl ich noch länger bei euch bleiben möchte, um euch zu helfen, weil ihr schon bei Jahren seid, so liebe ich dennoch Gott noch mehr als euch. Darum will ich euch verlassen und zu Gott gehen, aber euch bei ihm nicht vergessen. Dir, Vater, schenke ich meine Pferde, die drei besten ausgenommen, die ich der Kirche verehre. Zwei Kühe soll meine Mutter nehmen, die andern und die Schafe soll meine Frau behalten; was ich sonst noch habe, soll meinen Brüdern gehören. Lebet alle wohl und trachtet, daß wir bei Gott zusammenkommen.“ Darauf betete er mit mir, bis sein Mund sich für immer schloß.