Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/124

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

flehte, ich möchte sogleich zur Großmutter gehen und sorgen, daß sie sich taufen lasse. Ich fragte, ob sie krank sei. Er antwortete mit „nein“. Ich versprach ihm also, sobald ich mein Geschäft beendigt hätte und von der Meierei, wohin ich mich eben begab, zurückgekehrt wäre, würde ich der Großmutter einen Besuch machen. Bald jedoch entschloß ich mich anders. Ich fühlte mich innerlich gedrängt, sogleich zu ihr zu gehen, ließ mein Pferd stehen und eilte hin. Sie war freundlich und heiter. „Denkst du noch an das, was ich immer vom Glauben an Jesus mit dir zu sprechen pflegte?“ fragte ich; „hat es dir gefallen?“ – „Es ist schon gut, was du sagtest“, antwortete sie. – „Wenn nun der Glaube, in dem ich dich unterrichtete, gut ist, warum willst du ihn nicht annehmen? Warum willst du nicht Sicherheit haben, nach deinem Tode in den Himmel zu gehen? Schon längst hätte ich dich getauft, hättest du nur eingewilligt. Wann willst du endlich deine Zustimmung geben?“ – „Jetzt“, erwiderte sie. – Diese unerwartete Erklärung setzte mich derart in Staunen, daß ich wähnte, sie nicht richtig verstanden zu haben. Ich fragte: „Willst du getauft werden?“ – Und sie begehrte, sogleich die Taufe zu empfangen. Ich schickte nach dem Taufwasser und ließ ihren Enkel Cithaalin und dessen Frau, welche Patin sein sollte, herbeirufen, erweckte mit der Großmutter Reue und Leid, Glaube, Hoffnung und Liebe und nahm, als sie ihr Haupt gegen mich neigte, durch das Bad der Wiedergeburt ihre Sünden hinweg. Ihr Dank war rührend: ohne Aufhören pries sie den glücklichen Zustand, in dem sie sich nunmehr befände. Dem sonst so barschen Cithaalin standen Tränen der Freude in den Augen, alle Umstehenden fühlten innige Teilnahme an diesem Glücke. – Dann stieg ich zu Pferde. Aber kaum war ich um die Ecke des Platzes gebogen, als mir die Glocke einen Sterbefall verkündete. Ich erschrak, denn ich hatte nicht gehört, daß jemand erkrankt war, eilte zurück und vernahm, daß die Großmutter, die eben erst Christin geworden war, verschieden sei. Wunderbar ist die Gnade Gottes, die dem Menschen gerade zur rechten Zeit zu Hilfe eilt, dachte ich voll Dankbarkeit gegen die göttliche Erbarmung und genoß den süßesten Trost des Priesters, Werkzeug bei der Rettung einer Seele gewesen zu sein.

Nicht selten ereignete es sich, daß die Tugend in auffallender Weise belohnt, die Verkehrtheit und der Ungehorsam ebenso bestraft