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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/141

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Kommissären, die ohnehin den widrigen Eindruck, den ihre Gegenwart auf meine Indianer machte, bemerkt hatten und sich gewaltig fürchteten, stellte ich nachdrücklich vor, es sei hohe Zeit, dem Unfug ihrer Diener ein Ende zu machen, wenn sie selbst nicht Hunger leiden oder Mordtaten veranlassen wollten. Die Kommissäre gerieten in Sorge und baten, ich solle den Dorfbewohnern melden, sie dürften jeden Angekommenen, der sich ein Unrecht erlaube, nach ihrem Gutdünken bestrafen. Ich verlangte, die Kommissäre selbst sollten dies den Indianern erklären und einen Beweis geben, daß die Sicherheit meiner Gemeinde ihnen am Herzen liege. Sie taten es, und das Ungewitter verzog sich.

Das erste Geschäft war die Inventaraufnahme meiner kleinen Habseligkeiten. Sogar der mindeste Hausrat wurde aufgeschrieben: wie lang, wie breit die Tische, von welchem Holze, ob die Füße gedrechselt oder glatt seien. Ich hatte ein Tischchen mit kreuzweise verschränkten Füßen, wie man sie in Deutschland häufig antrifft. Don Pedro, der seine Beschreibung genau machen mußte, fragte mich, wie er diese Füße in spanischer Sprache nennen solle. Ich antwortete: „preußische“, und er schrieb es hin. Nachdem alle Kisten und Kästen schon durchsucht waren, fragte man nach dem Geld. Ich erklärte ihnen, daß die Reduktion kein Geld besitze, weil wir unsern ganzen Bedarf durch Umtausch gedeckt hätten. Ich zeigte ihnen meine Barschaft: nach deutscher Münze drei Gulden und einige Kreuzer. Ich sollte einen Eid darüber ablegen, daß ich nicht mehr besitze. Ich beteuerte die Wahrheit meiner Aussage auf meine priesterliche Ehre. Da wurde den Spaniern das Herz weich, und Don Pedro rief mit Tränen im Auge aus: „Sind das die großen Reichtümer, die man bei den armen Missionären sucht? Behalten Sie dieses Geld für sich; Sie dürften es vielleicht nötig haben, um sich auf Ihrer Reise Brot zu kaufen. Wir haben nur Befehl, das Geld der Reduktionen abzufordern, nicht aber jenes, was Ihnen zu eigen gehört.“ – Wollte Gott, sie hätten es mit meinem andern Eigentum ebenso gemacht! Ich besaß viele Bücher, die ich teils aus Europa mitgebracht teils hier eingehandelt oder von guten Freunden zum Geschenk erhalten hatte; ferner drei schöne Feuerrohre, musikalische und mathematische Instrumente und verschiedene Werkzeuge. Alle diese Sachen nahmen die Herren vor meinen Augen für sich, mir ließen sie nichts als