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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/148

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hätten, und dergleichen Fragen. Dennoch wurden sie aus ihrer engen Haft nicht entlassen.

Ich war so glücklich, nach einigen Wochen die besondere Gunst des Majors, der uns bewachte, zu gewinnen. Er und seine Offiziere besuchten mich und meine fünf Zimmergenossen. Er führte mich auch manchmal in seine Wohnung im nahen Kolleg. Dasselbe war mit unserem Wohngebäude durch einen bewachten Gang verbunden, den sonst keiner aus uns betreten durfte. Auch in unsern Garten durften wir nicht gehen. Der P. Anton Guttierez[WS 1], Rektor von Asuncion, ersuchte mich, die Gefälligkeit des Majors gegen mich zu benützen, um die Erlaubnis zu erhalten, unsere Mitbrüder im Kolleg besuchen zu dürfen. Ich trug dem Major diese Bitte vor; er hörte sie lächelnd an und begleitete sie mit der Bemerkung: „In der Tat, Ihre Mitbrüder haben einen guten Fürsprecher gewählt. Ich habe Sie, mein Freund, schon lange zu mir in das Kolleg versetzen wollen, dachte aber. Sie würden sich nicht gern von Ihren Schicksalsgefährten trennen. Doch wissen Sie was? Schreiben Sie mir fünfzehn Ihrer Mitmissionäre aus; ich werde sehen, was sich machen läßt.“ Nach einigen Tagen kam ein Unteroffizier mit zwanzig Grenadieren und holte mich und die fünfzehn von mir bezeichneten Jesuiten ab. Wir fanden im Kolleg, wohin man uns brachte, große Zimmer. Ich durfte mir einen Mitbruder auswählen, der mit mir ein Zimmer bewohnen sollte. Etwas später erlangte ich auch die Gunst, daß wir alle im Garten spazieren gehen durften. Wie wohl war uns, wenn wir vom Balkon des Gartenhauses die herrlichste Aussicht auf den Silberfluß genossen! Erblickten wir in weiter Ferne ein Schiff, so schmeichelten wir uns mit der Hoffnung, es bringe den Widerruf unserer Verbannung.

Wir baten, man möchte uns doch gestatten, die heilige Messe zu lesen. Der Statthalter[1] schickte uns die rohe Antwort zu: „Wozu diente dies? höchstens dazu, daß die Jesuiten noch mehr Entheiligungen begingen! Man kann auch ohne Messelesen


  1. Es war der Marquis von Bucarelli, „seit lange einer der Hauptwidersacher der Jesuiten in Paraguay, der sich beeilte, das königliche Dekret mit der größten Rücksichtslosigkeit zur Ausführung zu bringen“. Vgl. das scharfe Urteil über diese Gewaltmaßregeln, das der Protestant Wappäus fällt (Handbuch der Geographie und Statistik I 3, 1013 f).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. José Antonio Gutiérrez (1742-1791)