Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/155

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ward uns vergönnt, das feste Land wieder zu betreten und unter Begleitung von mehreren tausend Menschen in das Haus der Missionäre zu wanken. Unsere ausgemergelten Gestalten erregten das Mitleid aller Spanier, obwohl sie uns, den ausgestreuten Gerüchten und Verdächtigungen[1] zufolge, für Rebellen und arge Ketzer hielten. Die Fenster unserer Wohnung waren groß wie Türen; jedes hatte einen mit Gitterwerk eingefangenen Balkon, so daß wir außerhalb der Fenster stehen oder sitzen konnten. Die Armen waren den ganzen Tag unter denselben und nahmen die kleinen Gaben, die wir ihnen hinabwarfen, in Empfang. Wir hörten sie oft ausrufen: „Schade, daß diese mitleidigen Priester Ketzer sind!“ So hatte man den gemeinen Mann betört!

Die spanischen Jesuiten waren bereits nach Italien abgeführt. Nur wir amerikanischen warteten hier noch auf einige Fehlende, die durch Stürme oder andere Ursachen verhindert worden waren, zeitig in Europa zu landen. Die Aufsicht über unsere Verpflegung hatte der König dem Marquis Ferry, einem Irländer, einem freundlichen, mitleidigen Herrn, anvertraut, der uns oft besuchte und sich erkundigte, ob wir an irgend etwas Mangel litten; „denn“, sagte er, „es ist der ernstliche Wille unseres Königs, euch anständig zu behandeln“. Er verlangte von uns zu hören, wie wir auf der Fregatte gehalten worden seien. Schon wollten einige die unwürdige Behandlung von seiten des Kapitäns schildern, als ich noch zum Glücke für ihn dazwischen trat; denn ich wußte aus dem Munde des Marquis, daß eine begründete Klage von uns ihn um seine Stelle bringen würde.

Die Zeit wurde uns nicht lange. Wir erhielten tröstliche Besuche, weil jedermann, der vom Marquis einen Erlaubnisschein hatte, mit uns ungehindert sprechen durfte. Nur eine einzige Schildwache stand vor dem Eingänge unseres Hauses.

Unser edler Pflegevater suchte auch noch anderswo Wohnungen für uns aus, weil unser Missionshaus übermäßig angefüllt war und aus diesem Grunde keine Bequemlichkeit gestattete. Die


  1. „Eine Flut von Schmähschriften, gefälschten Aktenstücken und lächerlichen Fabeln, wie derjenigen von Kaiser Nikolaus I. von Paraguay, ging damals hauptsächlich von Portugal aus und wurde durch die antijesuitische Partei durch ganz Europa kolportiert“ (Wetzer und Weltes Kirchenlexikon IX 1476).