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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/27

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dem Feinde Lebensmittel, wurde er als Gefangener in den Hafen von Lissabon geführt. Somit befanden sich auch unsere Koffer in den Händen der Engländer. Wir erhielten sie jedoch bald wieder, ebenso wie der Schwede sein Eigentum, und zwar durch Vermittlung der Königin Maria Anna von Portugal, einer Schwester des verstorbenen Kaisers Karl VI., an welche unser Prokurator das Mißgeschick des schwedischen Schiffes berichtet hatte.

Den Hafen bildet der Tajo, der eine Stunde vor der Stadt sich in das Meer ergießt. Den Eingang des Hafens bewachen zwei Kastelle. Gegen Almada zu liegt auf dem Tajo eine Insel, die zumeist von Juden bewohnt wird. Diese müssen als Kennzeichen grüne Hüte tragen. In Lissabon selbst dürfen sie nicht wohnen. Allwöchentlich gibt man gedruckte Zettel aus: sie erstatten Bericht über die Zahl der Schiffe im Hafen, über die Zeit ihrer Ankunft und Abfahrt, über den Ort der Herkunft und der Bestimmung, über ihre Ladung. Kein Schiff darf ohne Erlaubnis ausladen, keines einladen ohne Aufseher, denen es obliegt, dafür zu sorgen, daß nichts Unrechtes an Bord kommt. Jedoch wird dies nicht immer verhindert: selbst Diebe und Mörder wissen manchmal mit Hilfe der Seeleute zu entwischen.

Die Stadt ist offen, ohne Mauern, besitzt zwei große Hauptplätze, den einen in der Mitte, den andern bei der königlichen Burg. Verschiedene Orden sind hier durch Niederlassungen vertreten. Den Jesuiten gehören vier Häuser: das Kolleg St Anton, das Profeßhaus St Rochus, das Noviziat zu Cotovia und ein viertes Haus am Ende der Stadt, von den Portugiesen De los apostolos genannt, weil es für die Missionäre gebaut wurde. In Cotovia sieht man eine besonders kostbare, dem hl. Franz Xaver geweihte Kapelle. Jaspis und Lapislazuli mit seinen Goldadern schmücken die Wände; den Altar hat man auf königliche Kosten aus Italien sich verschafft.

Lissabon ist der Sitz eines Patriarchen. Man war eben mit der Vollendung seines prächtigen Palastes beschäftigt. Einige Zimmer waren mit niederländischen gestickten Tapeten überzogen, welche die Schlacht Konstantins des Großen gegen Maxentius vorstellten. Man glaubte, ein Gemälde von kunstgeübter Hand zu sehen. An dieses Prachtgebäude stößt die königliche Burg, neben