Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/26

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die Erzürnten sogleich mit dem Messer gegeneinander an und machen sich wenig daraus, einen Mord zu begehen, besonders die Portugiesen, bei welchen es Sitte ist, mit entblößtem Degen unter dem Mantel spazieren zu gehen.

Nach vielen Mühseligkeiten gelangten wir endlich in die Stadt Almada. Diese liegt Lissabon gegenüber und ist nur durch den Tajo davon geschieden. Eine Freude war es für uns, die Königsstadt Lissabon, die auf sieben Höhen prangt, zu erblicken. Wir hielten eine wahrhaft köstliche Tafel, denn zu zehn Personen mußten wir für eine Suppe, dreißig Eier, eine Schüssel Fische und etwas über zwei Maß Wein dreiundzwanzig harte Taler bezahlen. Wir bestiegen eine Barke und befanden uns in einer halben Stunde am Ziele unserer Bestimmung.


In Lissabon.

Es war gerade Ostersamstag; bereits spielte Musik. Das erste, was wir sahen, war ein einfacher, langweiliger Tanz, begleitet von einer Gitarre, einer kleinen Trommel und einem Dudelsack. Die Tänzer schlugen den Takt mit einer hölzernen, in der Mitte durchschnittenen Feige, die sie am Mittelfinger hängen hatten. Wir fragten in lateinischer Sprache nach dem Kolleg der Jesuiten; niemand verstand uns. Unser Führer erkundigte sich in spanischer Sprache; ein schallendes Gelächter war die Antwort. Endlich fanden wir einen hier lebenden armen Menschen aus Galicien, der uns für Geld und gute Worte den Weg zeigte. Wir hatten weit zu gehen; ein Haufe Portugiesen begleitete uns bis an den Eingang des Kollegs. Unser Pater Prokurator samt allen nach Amerika bestimmten Missionären empfingen uns hier mit lebhafter Freude. Am andern Morgen begrüßten uns auch die portugiesischen Jesuiten; sie hielten sich jedoch sehr ernst. Ich vergaß aber auch unter ihnen meine deutsche Freundlichkeit nicht.

Hier blieben wir vom 12. April bis zum 17. September. Angenehm überrascht wurde ich am vierzehnten Tage unseres Hierseins durch den Kapitän des schwedischen Schiffes, mit dem wir in Livorno unsere Seefahrt begonnen hatten. Er umarmte mich unversehens auf der Straße und erzählte mir sein trauriges Schicksal. Sein mit Korn beladenes Schiff war in die Hände der Engländer gefallen. Unter dem Vorwande, er liefere