Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/33

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Etwas Merkwürdiges sah ich in der Nacht des 22. Oktobers. Des Himmels finster umwölkter Anblick drohte mit schweren Gewittern, im Meere dagegen zeigten sich Sterne. Die Portugiesen bemerkten unser Staunen und erzählten, diese Erscheinung rühre aus einer Zeit her, in welcher vierzig Jesuiten, die als Missionäre nach Brasilien fuhren, von holländischen Seeleuten teils auf dem Schiffe ermordet teils in die Fluten geworfen wurden. Katholische Seefahrer pflegen hier diesen Blutzeugen Ehrfurcht zu bezeigen; auch unser Kapitän löste zu ihrem Gedenken neun Kanonen[1].

Gegen den hl. Antonius sind unsere portugiesischen Matrosen weniger artig. Zwar verehren sie ihn und führen seine Statue auf ihren Schiffen mit; fehlt ihnen aber lange Zeit hindurch der günstige Wind, dann binden sie einen Strick um den Hals der Statue und hängen sie am Mastbaum auf; oder sie binden die Statue an ein Seil, werfen sie ins Wasser und lassen sie eine Weile schwimmen.

Mehrere unbedeutende und einige bedeutende Stürme beängstigten uns; aber fast unerträglich wurde bei zunehmender Hitze der Mangel an Trinkwasser. Die Matrosen hatten acht Fässer heimlich für sich genommen, und darum wurden wir genötigt, Durst zu leiden, bis ein heftiger Regen uns Vorrat und Erquickung gab. Endlich weckte uns den 16. Dezember das Geschrei der Matrosen: „Land! Land!“ Es war eine Täuschung, d. h. nur eine tausend Schritte entfernte Sandbank, die uns, hätte man sie nicht bemerkt, den sichern Untergang gebracht haben würde.


Ankunft in Amerika.

Endlich liefen wir in den breiten Silberfluß (La Plata) ein; mit ängstlicher Sorgfalt bedacht, den Steinklippen der Küste auszuweichen, fuhren wir stromaufwärts und erblickten den Hafen und die Feste Montevideo. Doch es wurde Nacht. Trotzdem wollten wir den Hafen noch erreichen. Der Mond gab uns Licht, aber der Strom warf uns gegen die Felsen. Nur unter großer Anstrengung entkamen


  1. Am 15. Juli 1570 war der selige Ignaz von Azevedo mit 39 Gefährten auf der Fahrt nach Brasilien von calvinischen Seeräubern unter Jakob Soria (Sourie) angegriffen und ermordet worden.