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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/43

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eigenen Prokurator für die geistige und leibliche Wohlfahrt der Zöglinge. Man nennt diese Anstalt das Kolleg von Monserrat; es besitzt eine reiche Stiftung. Die meisten Zöglinge leben zudem auf eigene Kosten. Die Hausordnung wird mit Strenge gehandhabt. Ein Übertreter wird zunächst gewarnt und bestraft. Bessert er sich nicht, so schickt man den Eltern die Anzeige, für das weitere Fortkommen des Jünglings, dem die Pforte bereits offen stehe, Sorge zu tragen. Ändert er sich noch nicht, so erhält er Befehl, sich mit bürgerlicher Kleidung zu versehen. Ist diese bereit, dann wird er von seinen Mitschülern und dem Pater Rektor bis zur Haustüre begleitet und höflich entlassen. Die Kleidung der Zöglinge ist ein Talar; dieser wird ganz zugenäht, so daß nur für Kopf und Arme Öffnungen angebracht sind. Eine rote Binde von der Breite einer viertel Elle schlingt sich von der Brust über die Schultern und reicht auf dem Rücken bis zum Saume des Kleides herab. An der Form dieses Streifens kann man den Grad erkennen, den sich die einzelnen in ihren Studien erworben haben. Als Aufforderung zu rühmlicher Nachahmung prangen die Bildnisse ehemaliger Zöglinge im Speisesaale. Eine Reihe von Bischöfen und Erzbischöfen ging bereits aus dieser Anstalt hervor.

Ich kehre nun zu mir selber zurück. Die acht Tage, während deren man uns zur Erholung von den Mühseligkeiten der Reise festlich behandelte, waren verflossen; nun galt es, an die Arbeit zu gehen. Ich hatte noch nicht das ganze vierte Jahr der Theologie gehört und mußte mich vorbereiten, die letzte Prüfung zu machen und dann das dritte Probejahr zu vollenden. Nebstdem trug man mir auf, die Musik zu verbessern und die Neger, Sklaven des Kollegs, auf verschiedenen Instrumenten zu üben. Ich sah mich durch die Entdeckung traurig überrascht, daß die mir anvertrauten zwanzig schwarzen Musiker keine Noten kannten, sondern nur aus dem Gehöre sangen und spielten, obwohl sie die Musikalien in den Händen hielten. Ich mußte zum Feste des hl. Ignaz eine Vesper und eine Messe komponieren und hatte nur noch vier Monate Frist. Doch gelang es mir, meine Pflegebefohlenen so weit zu bringen, daß sie mein Werk mit seltener Genauigkeit aufführten, obwohl einzig der Organist die Noten lesen konnte, die andern alle aber nur auf ihr Gehör angewiesen