Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/44

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

waren. Der Bischof, der die Vesper und das Amt in unserer Kirche hielt, sowie die auf meine Komposition begierigen Stadtbewohner bezeigten mir ihre volle Zufriedenheit.

Der mir sehr geneigte Rektor gönnte mir nach glücklich überstandener Prüfung eine Erholung, die neben andern Gefälligkeiten mich an Cordoba fesseln und den Gedanken, in die Mission zu gehen, zurückdrängen sollten. Denn, wie mir gute Freunde zuflüsterten, dachte er daran, mich als Minister im Konvikt anzustellen. Ich verharrte jedoch bei meinem früheren Entschlusse, nahm aber gleichwohl die angebotene Erholung mit Dank an. Dieselbe bestand darin, das; man mich auf einige Estanzen[1] sandte. So nennt man die Wirtschaftsgüter, auf welchen hauptsächlich Viehzucht getrieben wird. Es gehören manchmal kleine Dörfer, aus sechs oder sieben Familien bestehend, dazu. Unser Kolleg hatte drei solche Estanzen; ein Priester und Laienbrüder bewohnten sie. Die Estanze Alta Gracia war die vorzüglichste von ihnen; dazu gehörte ein Dorf Puesto de S. Antonio, welche jedoch nur einige schlechte Hütten für Neger aufwies, die achttausend zur Maultierzucht bestimmte Stuten und dreitausend Maultiere zu besorgen hatten. Das höchste Gebirge um Cordoba, die Chala, gehört mit vierzehntausend Stück Hornvieh zu diesem Gute. Ich bestieg den Gipfel, hatte oben die angenehmste Witterung, während unter mir ein Gewitter das Tal erschütterte. Mutige Pferde trugen mich und noch andere Jesuiten in die Estanze Candelaria, in der wir nicht lange weilten, weil ein Wetterstrahl uns beinahe erschlagen hätte. Wir sahen am Morgen die Verwüstung des Blitzes, dankten Gott für unsere Erhaltung und kehrten zur Stadt zurück.

Mein drittes Probejahr wurde mir durch den Gedanken versüßt, daß ich nachher zur Bekehrung der Heiden verwendet werden würde; manche Unannehmlichkeit schwand durch diese Vorstellung.


  1. Uber die Estanzen (estancias, Viehweiden, Landgüter) und überhaupt über den wirtschaftlichen Betrieb in der Mission Paraguay vgl. im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte. 2. Aufl., den Artikel „Paraguay“, Bd IX, besonders Spalte 1466 ff: „Wirtschaftliches System der Reduktionen“. Uber die Anzahl dieser Estanzen braucht man sich nicht zu verwundern, denn der Bestand der Kollegien, die keine andern Fundationen hatten, hing größtenteils von der günstigen Entwicklung ihrer Estanzen ab.