Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/45

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Was mir in Europa vielleicht sehr lästig geworden wäre, nahm ich hier leichter, wo die Nähe fremder Gegenstände durch den Reiz der Neuheit mich fesselte. Es befremdete mich anfangs, daß man hier im Probejahr ein braunes Kleid von sehr grobem schweren Tuche tragen muß, das wir Priester nur am Sonntag bei geistlichen Verrichtungen mit unserem sonst gewöhnlichen schwarzen vertauschen durften. Als aber viele alte Missionäre zur Provinzialversammlung nach Cordoba kamen, um einen zu wählen, der als Prokurator nach Rom reisen sollte, und ich von dem Vorsteher der Missionen bereits bekehrter Völkerschaften, dem Pater Bernard Nusdorfer[1], einem Bayern, zur Teilnahme an ihrer Arbeit angeworben wurde, vergaß ich leichten Sinnes auf das schwere Kleid. Seinem Andringen konnte ich jedoch nicht willfahren, weil ich vor Begierde brannte, meine Kräfte einem bisher unbekannten Stamme, der noch christlich werden sollte, zu weihen. Gott gab meinem Wunsche das Gedeihen, und ich erhielt die Weisung, mich in eine neugegründete Mission in der Gegend der Stadt Santa Fé zu begeben. Ich besuchte nach dem Rate des wohlwollenden Pater Rektor noch geschwind meine guten Freunde in den Estanzen, die mir acht gute Reitpferde schenkten. Indes ward im Kolleg meine Reise vorbereitet. Man gab mir einen bequemen Wagen, um einen Weg von beinahe hundert Meilen, größtenteils durch unwirtliche Gegenden, zurückzulegen, in welchen die Wilden manchmal zu streifen, und wen sie treffen, zu ermorden pflegen. So erlag kurz vor dieser Zeit auf dem nämlichen Wege Pater Franz Herera mit sieben weltlichen Personen den Mordwaffen der Wilden.


In Santa Fé.

Glücklich, doch nicht ohne Beschwerden erreichte ich Santa Fé, um hier die Ankunft meiner künftigen Zöglinge zu erwarten. Diese Stadt liegt in einer schönen Ebene an der Ostseite des Flusses Paraná, der hier kleinere Flüsse aufnimmt. Acht Meilen entfernt ist der


  1. Geboren 1686 zu Plattling in Bayern; in die Gesellschaft Jesu eingetreten um 1704; ging um 1717 nach Paraguay, wirkte in verschiedenen Reduktionen, war Rektor des Kollegs zu Santa Fé, Oberer der Paraná-Missionen und Provinzial von Paraguay, gab verschiedene Verteidigungsschriften heraus. Siehe Huonder. Deutsche Jesuitenmissionäre 146.