Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/48

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der Schule noch angehörige Knaben waren die Abgesandten. Ich stand in diesem Augenblick ganz nahe am Ziele meiner Wünsche; man kann sich meine Empfindungen denken. Zwei Tage blieben wir noch in Santa Fé. Mein leutseliges Betragen, meine freundliche Miene gewannen mir das Zutrauen der Indianer, und als ich meine Speisen mit ihnen teilte, ihnen einige Stücke auf der Violine spielte, sie mit der Flöte und dem Waldhorn unterhielt, wurden sie mir so gewogen, daß sie sich auch in später Nacht nicht von mir trennen wollten, obwohl ich nur mit einigen, die etwas Spanisch verstanden, sprechen konnte.

Von Santa Fé bis zu ihrem Stamme beträgt die Entfernung vierunddreißig Meilen, welche man mit Lastwagen in drei Tagen, zu Pferde aber bequem in vierundzwanzig Stunden zurücklegen kann. Doch die schlechte Witterung, unausgesetzte Regengüsse, angeschwollene Flüsse nötigten uns, elf Tage auf dieser Reise zuzubringen. Auf einer ausgetrockneten Haut, die an den vier Ecken so gebunden war, daß die Seiten spannhoch emporstanden, zogen mich meine künftigen Zöglinge über den Fluß, den sie entkleidet durchschwammen. Eine der fürchterlichsten Nächte hinderte uns, auch meine Habseligkeiten an das jenseitige Ufer zu bringen. Die schwarzen Wolken schütteten ganze Ströme von Regen herab, durch nichts konnte ich mich vor Nässe schützen, und das Brüllen naher Raubtiere steigerte meine Angst. Wie froh war ich beim Anbruch der Morgenröte, obwohl neue und noch größere Beschwerden mich erwarteten, da ich noch über einen See setzen mußte. Meine neuen Freunde brachten mich glücklich hinüber und machten mir mit freudestrahlender Miene verständlich, wir seien nun ihrer Heimat nahe. Einige von ihnen waren auf einem näheren Wege heimlich zu ihrem Dorfe vorausgeeilt, um meine Ankunft zu melden. Eine Schar Indianer eilte mir entgegen und fand mich beim Mittagsmahle, das ich mit ihnen teilte. Sie waren mit mir sehr vergnügt. Wir zogen weiter, und ehe ich es dachte, schallte mir das Glöckchen der kleinen Kirche den Willkomm entgegen, und alt und jung fand sich ein, mich zu grüßen. Der eifrige, unerschrockene alte Missionär P. Franz Burges eilte auf mich zu und schloß mich brüderlich in seine Arme. Mit Tränen im Auge flüsterte er mir zu: „Haben Sie Mut und Genügsamkeit!“ Ich sah bald, daß ich beides nötig hatte. Unser erster Gang war